Das Bessere wählen?!
Dies ist eine Geschichte über 3 Frauen, die miteinander ihr Leben verändern und Entscheidungen treffen. Dabei müssen 2 von ihnen Entscheidungen treffen.
Dorit
11/20/2023103 min read


Mara‘s erster Tag in Hamburg
Endlich, ich bin in Hamburg angekommen. Ich habe mich so darauf gefreut und jetzt bin ich hier. Ich habe schon lange vorgehabt nach Hamburg zu gehen. Nun bin ich hier und kann mir die Stadt anschauen und hier Leben. Es ist so schön hier. Ich mag es, das überall Wasser ist. Dass ist so toll.
Ruf mich an, sagte meine Freundin Moni als ich losgefahren bin. Ich will wissen, ob du weißt wo du hin kannst und was du tust. Meine Mutter sagte das Gleiche. Schreib wenigstens, damit ich etwas von dir höre. Also erstmal schreiben? Nein, erstmal Hamburg ansehen? Erstmal zusehen, dass ich vom Hauptbahnhof wegkomme. Aber wohin?
Mit der U-Bahn Richtung Jungfernstieg. Dort angekommen genoss ich den Blick aufs Wasser. Ja, ich weiß, etwas zu unbekümmert. Ich brauche noch einen Platz zum Schlafen. Naja, ganz so ungeplant ist es nicht. Ein Freund von mir sagte: mein Sofa steht dir zur Wohnungssuche zur Verfügung. Denn ich hatte noch keine Wohnung und auch keinen Job. Ich wollte einfach nach Hamburg. Und hier bin ich. Nun geht es los, die Adresse von Sven raussuchen und schaun, wie ich dort hinkomme. Einige Wohnungen hatte ich schon rausgesucht, die ich mir anschauen wollte. Ohne Job ist es schwierig eine Wohnung zu finden und ohne Wohnung keinen Job.
Also, Hamburg, hier bin ich und nun geht es los. Es war nicht so einfach zur Wohnung meines Freundes zu finden und als ich dort endlich ankam und klingelte machte niemand auf. Wohin denn jetzt? Ich kam zumindest ins Treppenhaus. Die Leute schauten mich merkwürdig an. Eine Frau fragte mich, was ich hier denn mache, im Treppenhaus kann man aber nicht übernachten. Ich versuchte ihr zu erklären, dass ich auf einen Freund warte und sie ging dann erstmal weiter. So konnte ich dort eine Weile bleiben. Dann kam die Frau wieder und sagte: „Sie müssen sich eine andere Unterkunft als unser Treppenhaus suchen. Warten sie woanders als hier.“ Also musste ich doch wieder auf die Straße. Ich brauchte nicht lange zu warten, dann kam endlich Sven. „Hallo, Mara, du schon hier? Ich dachte du kommst erst morgen“, sagte er erstaunt. „Nein, wir hatten heute verabredet. Ist das ein Problem?“, fragte ich. „Nein, komm rein. Es ist natürlich nicht aufgeräumt, aber lass uns reingehen.“ Wir gingen gemeinsam die Treppe hinauf und die Frau schaute wieder ins Treppenhaus. Am liebsten hätte ich ihr die Zunge rausgestreckt, aber ich hatte es mir verkniffen, ich wohne ja jetzt hier für eine Weile. Als wir oben angekommen waren fragte ich: „Wer ist denn das?“ „Unser Aufpasser Frau Telge“, sagte Sven, „manchmal ganz nützlich, so kommt hier nicht jemand einfach rein. Dich hatte sie bestimmt auch rausgeschickt.“ Ich nickte nur und fleetzte mich aufs Sofa. Das ist jetzt für kurze Zeit mein Zuhause. „Danke für deine Hilfe.“ „Kein Ding“, sagte Sven. Der Abend verging mit Sachen wegräumen, umsortieren und das Bett für mich aufbauen. Dann schauten wir noch wegen einer Wohnung und Job für mich. Sven half mir ein wenig, damit ich mir nicht irgendwo eine Wohnung suchte, sondern in einer guten Ecke, wo es nicht zu teuer war.
Wir beide waren schon seit unserer Kindheit Freunde und füreinander da. Wir halfen uns gegenseitig, soweit wir es konnten. Ich hatte Hamburg kennen gelernt als Sven dort hin gezogen war und ich fand es einfach schön, dass ich immer schon dachte: hier möchte ich mal hinziehen, hier möchte ich leben. Meine Mutter sagte nur: was willst du denn in Hamburg? In so einer großen Stadt? Ich sagte nur: Es ist so schön da, und schwärmte ihr vor, wie toll Hamburg doch ist. Sie winkte nur ab und hoffte, dass ich bei ihr in der Nähe bleibe, damit wir uns öfter sehen konnten. Naja, schlecht hatte ich es nicht, aber Hamburg, dass war mein Ziel.
Eine Wohnung und ein Job muss her
Ich hatte soweit wie möglich alles geplant. Sven wollte nur so gut er konnte helfen, aber ich wollte nur vorübergehend bei ihm wohnen, bis ich endlich etwas anderes gefunden hatte. Ich hoffte, dadurch, dass ich hier war, ginge es einfacher und schneller eine Wohnung oder einen Job zu finden.
Am nächsten Morgen ging es los mit telefonieren. Ich rief wegen einigen Wohnungen an und erhielt immer die Antwort: Keinen Job? Na dann versuchen sie es woanders! Ich ließ mich nicht entmutigen und schaute die Stellenanzeigen durch und rief dort an. Doch das war auch nicht so einfach, entweder zu wenig Geld oder ich war nicht Qualifiziert genug. So verging der erste Tag, der zweite Tag….
Ich sagte zu Sven: „Ich brauche Heute eine Pause und schaue mir Hamburg an.“ Für ihn war es OK, denn so lange war ich noch nicht da und er merkte, dass ich mir Mühe gab. Ich nahm mir vor, am Elbstrand und an den Jungfernstieg zu fahren. Erst durch die Läden schlendern, dann einen Kaffee trinken und dann an den Elbstrand. Es war schön und ich genoss die Zeit mal nicht an Arbeit und Wohnung zu denken. Als ich am Elbstrand war zog ich meine Schuhe aus und ging am Strand entlang mit den Füßen im Wasser. Es war ein wunderschöner Tag.
Am nächsten Tag ging die Suche weiter. Sven machte Vorschläge, aber irgendwie klappte es nicht. Er sagte: „Vielleicht solltest du die 2 Jobs suchen, damit du es hinbekommst.“ Ich schmiss ein Kissen nach ihm und sagte: „Du spinnst wohl!“ Doch irgendwie hatte er ja doch recht, denn es war der Wurm drin, es klappte nichts. Wir überlegten, ob eine WG in Frage käme und ich konnte mir endlich ein Zimmer ansehen. Die erste WG bestand aus 3 Frauen, ich wäre die vierte. Sie zickten sich aber schon an, als ich dort ankam und dadurch lieber nicht. Die Zweite, da sah die Küche aus, als wenn keiner Lust hatte irgendetwas zu tun. In der dritten WG hatten sie mir zu viele Tiere. Endlich hatte ich etwas gefunden. Die Mitbewohner schienen nett zu sein und sauber sah es auch aus. Einen Hund gab es dort auch, aber der war ganz niedlich. Leider hatten sie jemand anderes genommen.
Tja, für Leute wie Sven war es kein Problem einen Job oder eine Wohnung zu finden. Egal, wo er hinkam, er hatte mehrere Jobangebote, sogar im Ausland. Er wollte aber in Deutschland bleiben da passte ihm Hamburg ganz gut. Er arbeitete in einem Hafenbüro als IT-ler seit einem Jahr. Aber ich, ich hatte keine Ausbildung, hatte immer wieder kleinere Jobs angenommen, die mir mein Vater organisiert hatte, damit ich auch etwas zum Haushalt beisteuere. Es waren aber immer nur Jobs für 1 oder ½ Jahr und dadurch sah mein Lebenslauf nicht so gut aus.
Sven meinte, ich könne in Ruhe weiter suchen, ihm mache es nichts aus. Doch ich merkte es ihm doch an, dass es ihm etwas ausmachte, denn seine Freunde fingen an blöde Sprüche zu machen und die Frau „der Aufpasser“ schaute mich auch immer skeptisch an, weil ich immer noch da war. Also doch erstmal einen Job annehmen, der nicht so gut bezahlt ist und dann nach etwas besserem Ausschau halten.
Ich fing in einem Lebensmittelladen als Aushilfe für ein paar Stunden an. Aber das reichte nur aus, um etwas für die Lebensmittel mit beizusteuern. Naja, besser als gar nichts und ich hatte trotzdem noch Zeit nach einem Zimmer zu suchen. Doch die Zeit verging und aus ein paar Tagen wurden Wochen und jetzt waren schon 3 Monate vergangen.
Als ich an diesem Tag von der Arbeit kam, kam ich an einer Bank vorbei und setzte mich….


Gerlindes drückende Schuhe
Ich heiße Gerlinde, bin verheiratet und habe 2 erwachsene Kinder und ein riesiges Haus. Es ist so groß, dass meine Kinder mit ihren Familien mit darin wohnen könnten oder wir öfters Gäste haben könnten. Aber mein Mann sagt: „Nein, ich habe genug Menschen auf der Arbeit um mich, Zuhause möchte ich meine Ruhe haben.“ Manchmal fühle ich mich dadurch einsam. Ich versuche deswegen immer Termine mit meinen Freundinnen zu machen, damit ich wenigstens etwas Zeit mit Anderen verbringe. Wir gehen zum Friseur, ins Nagelstudio, zum Schwimmen, Shoppen oder in Restaurants oder Kaffees. Naja, es hat schon seine Vorteile, einen Mann zu haben, der viel Geld verdient, aber allein Zuhause zu sein, dass ist nichts für mich. Ich hatte ihn gefragt, ob ich wieder arbeiten gehen könnte, aber er sagte nur: „Auf keinen Fall, was willst du denn machen? Deinen Freudinnen die Haare schneiden, weil du wieder beim Friseur arbeitest? Ich hoffe nicht.“ Und so ist das auch verblieben, denn es sieht schon merkwürdig aus, wenn ich bei meinen Freundinnen die Haare schneide. Die würden sich über mich lustig machen und nichts mehr mit mir zu tun haben wollen. Nein, irgendwie geht das nicht und etwas anderes habe ich nicht gelernt. Brauchte ich auch nicht, denn mein Mann verdiente genug und dann kamen die Kinder Jessie und Maik und da hatte ich aufgehört zu arbeiten. Nun ist das 28 Jahre her und ich habe mich so an meinen Lebensstil gewöhnt.
Heute ist kein guter Tag. Ich habe meinen Nagel abgebrochen und dann ist mir auch noch der Absatz abgebrochen, da ich in einem Gitterrost hängen geblieben bin. Der erste Weg ging dann in einen Schuhladen um mir neue Schuhe zu kaufen. Es dauerte eine Weile, aber die hatten nicht das, was ich brauchte, also erstmal irgendwelche, damit ich etwas an den Füßen hatte. Diese Schuhe fingen nach kurzer Zeit an zu drücken und ich bekam Blasen an den Füßen. Das auch noch dachte ich. Ich schaute mich nach einem Nagelstudio um und fand eins. Als ich rauskam sahen meine Nägel wieder gut aus, aber meine Füße. Meine Füße taten weh, da ich die Schuhe nach dem Nagelstudio wieder anziehen musste.
Es gab gleich um die Ecke ein Kaffee und ich setzte mich dort hin. Wieder ein Stück weiter zu meinem Auto, wieder die Schuhe ausziehen und hoffen, dass es besser wird. Ich fragte den Kellner nach einem Pflaster. Es dauerte eine Zeit, bis er mit 2 Pflastern wiederkam. Wieder Schuhe an und weiter gehen, nein, es tut nur weh, trotz der Pflaster. Ich humpelte die Straße entlang, obwohl ich versuchte so elegant wie möglich zu gehen. Endlich sah ich eine Parkbank auf meinem Weg. Darauf saß zwar eine Frau, aber das war mir egal. Jeder Schritt tat weh und ich wollte die Schuhe endlich ausziehen. Geschafft, ich bin angekommen und kann die Schuhe wieder ausziehen für eine kurze Zeit. Der Schmerz ließ langsam nach, ich lehnte mich zurück und atmete tief durch….


Roslind bei der Kindersegnung
Das Mittagessen ist fertig, kommt, wir wollen heute pünktlich bei der Kindersegnung sein. Unsere 3 Kinder Anna, Max und Maurice kommen so langsam aus ihren Zimmern, auch mein Mann. Mein Mann flachst manchmal: so viel Blödsinn wie die beiden Jungs anstellen hätten wir sie auch Max und Moritz nennen können. Doch so schlimm ist es nicht. Sie haben viel Energie und Ideen und das setzen sie halt um. Manchmal macht mein Mann selber dabei mit und hinterher versuchen wir alle zu lachen, aber das können dann nicht alle.
Heute gehen wir zur Kindersegnung, da freuen wir uns alle drauf, denn meine Freundin, Natascha, lässt ihr Baby segnen. Für uns ist das ein ganz besonderer Tag, denn ein Kind unter Gottes Segen zu stellen und es seiner Fürsorge anzuvertrauen ist schon etwas Tolles. Meist erinnert es mich an die Segnungen meiner Kinder, es tat unserer Familie immer gut, denn zu wissen, dass Gott sich um meine Kinder kümmert macht mich in vielen Dingen ruhiger und ich traue ihnen dadurch mehr zu. Es ist schon wichtig Gott zu vertrauen. Es ist auch gut zu sehen, wie die Kinder Gott vertrauen, meist fällt es ihnen leichter als uns Erwachsenen.
Als wir im Auto saßen und zur Gemeinde fahren wollten fragt mein Mann: „Na, Anna bist du schon aufgeregt, weil du das Geschenk überreichen darfst?“ „Ja, Papa“, sagt sie, „aber ich brauch nichts sagen und das ist toll, denn vor so vielen Menschen, das mag ich nicht.“ „Schön, dass du es überreichst“, sagte mein Mann. Da fiel mir auf, dass ich das Geschenk vergessen hatte. Naja, no one is perfekt.
Und so mussten alle im Auto auf mich warten. Die Jungs fingen an sich mit Anna auf dem Rücksitz zu kabbeln und so wurde die Hinfahrt etwas anstrengend. Endlich angekommen. Zügig in die Kirche gehen und einen Platz suchen. Vorne sind auch noch ein paar Plätze. Die Jungs saßen bei ihren Freunden, Anna saß vorne bei uns. Sie rutschte auf ihrem Stuhl hin und her. Mein Mann versuchte sie zu beruhigen, aber sie sagte: „Papa, lass, Gott macht das schon.“ Wir schauten uns erstaunt an, dass sie so eine Antwort gab und freuten uns darüber. Tja, Kinder können für uns auch Vorbilder sein, gerade, wenn es um Gottvertrauen geht.
Endlich ging der Gottesdienst los. Nachdem wir ein paar Lieder gesungen hatten kam die Segnung. Jetzt durfte Anna sich dazustellen und hatte das Geschenk in der Hand. Sie freute sich und übergab es. Als wir hinterher noch Kaffee tranken in der Gemeinde sah ich, wie Maurice Anna zuflüsterte: „Hast du toll gemacht.“ Sie freute sich über das Lob. Es hatte mich gewundert, denn sonst hatte Maurice immer einen coolen Spruch auf den Lippen. Ja, er hat recht, dass hat sie toll gemacht und er auch.
Der Gottesdienst war jetzt zu Ende. Wir redeten noch mit den Anderen und ich klärte noch mit Natascha, wann wir zum Kaffe bei ihnen sein sollten. Das Wetter sah so schön aus und es zog mich nach draußen die Sonne ein wenig genießen. Die Anderen waren noch beschäftigt, also ging ich raus, zur Bank, die vor unserer Gemeinde ist. Ich wollte dort die Sonne ein wenig genießen. Doch als ich hinausging saßen dort 2 Frauen. Erst wollte ich nicht, aber dann ging ich doch dort hin und setzte mich zu ihnen.


Das Wiedersehen
Nachdem Roslind auf der Bank Platz genommen hatte ließ sie die Sonne auf ihr Gesicht scheinen. Die Ältere von den beiden Frauen sprach sie an: „Roslind, bist du das?“
„Ja“, antwortete sie, „und wer sind sie? Ach, nein, Gerlinde? „
„Ja, wir haben uns lange nicht gesehen“, sagte Gerlinde.
Roslind: „Das stimmt, aber schön dich mal zu sehen. Wie geht es dir?“
Gerlinde: „28 Jahre muss das her sein, denn als mein erstes Kind unterwegs war hatte ich aufgehört zu arbeiten.“
Roslind: „Ich habe nachdem ich meine Ausbildung fertig hatte dann gewechselt, obwohl sie mich behalten wollten. Hast du wieder gearbeitet?“
Gerlinde: „Nein, leider nicht und mein Mann verdient genug Geld, dass ich es nicht brauch. Manchmal fehlt es mir.“
Roslind: „Komm doch einfach bei uns vorbei und schau es dir an, wir brauchen immer mal zwischendurch jemanden, und wenn es nur mal für ein oder zwei Stunden wäre. Vielleicht passt es ja. Ich würde mich freuen.“
Gerlinde: „Ich weiß nicht, mal sehen, reizen würde es mich schon, gerade, wenn ich einfach nur zwischendurch arbeiten könnte, ohne dass es wer mitbekommt.“
Roslind: „Warte ich hole kurz eine Visitenkarte, damit du die Adresse hast. Die habe ich in meiner Handtasche.“
Mara, die daneben saß und das Gespräch mit angehört hatte überlegte die ganze Zeit, ob sie nicht fragen sollte wegen einem Job oder Ausbildung. Sie traute sich nicht, doch dann nahm sie ihren Mut zusammen und fragte: „Kann ich auch eine Visitenkarte haben? Und kann man bei ihnen auch eine Ausbildung machen?“
Die beiden Frauen sahen Mara erstaunt an und Roslind antwortete etwas stotternd: „Jja, ich kkann ihnen gern auch eine geben.“ Dann ging Roslind und holte die Visitenkarten und gab sie den beiden Frauen.
Roslind verabschiedete sich, da ihre Familie nach Hause fahren wollte mit den Worten: „Ich würde mich freuen, Gerlinde, wenn du vorbeikommen würdest. Bis dann.“
Gerlinde: „Ja, Tschüss.“ Sie war etwas erstaunt und schaute auf die Visitenkarte. Sie hatte noch nichts von diesem Friseurladen gehört, obwohl sie mit ihren Freundinnen viele besucht hat. Sie dachte nur: Nein, da gehe ich nicht hin, wer weiß, was das für ein Laden ist. Sie steckte die Karte ein und ging.
Mara freute sich über die Adresse und die Chance, die sie sich erhoffte und sagte: „Vielleicht sehen wir uns bei dem Friseurladen wieder.“ Danach ging auch sie. Gerlinde dachte nur: bestimmt nicht.
Als Roslind in der Gemeinde ankam wartete ihre Familie schon auf sie und sie fuhren gleich zum Kaffe zu Reinbergs. Natascha öffnete die Tür und sagte: „Seid leise, Isabell ist gerade eingeschlafen.“ Wir versuchten so leise wie möglich zu sein, aber mit 5 Kindern war das nicht so einfach. Isabell konnte trotzdem schlafen und wurde zum Abendbrot wieder wach und war zuerst etwas zurückhaltend, aber dass wurde mit der Zeit besser. Jeder wollte sie auf den Arm nehmen, sogar Anna, die sonst von kleinen Kindern nicht viel hält. Die sind so stressig, meint sie. Nach dem Abendbrot fuhren wir dann nach Hause.


Morgens im Frisiersalon
Als ich am nächsten Morgen zur Arbeit fuhr war alles wie jeden Morgen. Wir trafen uns alle im Aufenthaltsraum, auch die Putzfrau und die Auszubildenden. Gemeinsam starteten wir, das taten wir jetzt schon einige Jahre, erst ein wenig reden, danach beteten wir miteinander. Jeder erzählte darüber, wenn etwas gewesen ist am letzten Tag, auch Probleme auf der Arbeit wurden besprochen. Ich erzählte, dass ich eine ehemalige Kollegin getroffen hatte und sie zu uns eingeladen hatte. Eine Kollegin fragte: „Wo arbeitet sie denn?“ Ich antwortete, „sie hat seit dem 1. Kind nicht mehr gearbeitet und das ist lange her, aber ich denke ihr würde es gut tun und wir brauchen doch noch jemand, der ab und zu 1 – 2 Stunden arbeitet.“
Wir mussten dann auch Anfangen zu arbeiten, denn die ersten Kunden kamen. Als die erste Stunde um war ging ich nach hinten um etwas zu trinken. Ich hörte nur, wie meine Chefin nach hinten kam und jemanden mitbrachte. Sie sagte: „Na, dann zeig mir deine Bewerbung mal.“ Und mir fiel ein, dass ich die andere Frau ganz vergessen hatte, die sich evtl. bewerben wollte. So trafen wir uns in unserem Aufenthaltsraum wieder.
Mara sagte: „Danke nochmal für die Adresse. Ich heiße übrigens Mara.“
Roslind: „Hallo und ich bin Roslind.“
Danach ging ich wieder nach vorne, denn die nächste Kundin war für mich da. Später erfuhr ich, dass Mara die Ausbildung bei uns anfängt in 2 Wochen zum 01.05. Ich wunderte mich nicht, denn wir hatten öfters Auszubildende und es war immer interessant zu sehen, wie es ihnen mit unserem morgendlichen Treffen ging. Manche merkten, wie gut es tut so in den Tag zu starten.
Als Mara am ersten Tag anfing wunderte sie sich, dass wir uns alle zusammensetzten, redeten, beteten und Dinge klärten. Die Zeit war uns immer sehr kostbarer geworden, denn wir merkten, dass uns das Gebet und die Zeit mit Gott verändert hatten. Mara schwieg und man merkte, wie sie uns beobachtete. Das kannten wir von jedem, der neu bei uns angefangen hatte. Für sie war es auch der Teil, wo sie jemandem zugeteilt wurde, um unseren Laden erstmal kennen zu lernen. Man merkte ihre Erleichterung an, als es endlich los ging und wir anfingen zu arbeiten. Ihr wurden die Räumlichkeiten, die Abläufe und vieles andere erklärt und so war für sie der erste Tag voller Informationen und Menschen, die sie kennen lernen musste.
Als sie nach Hause ging fragte sie mich vorher: „Wieso macht ihr das?“
„Was meinst du?“ fragte ich.
Mara: „Na morgens dies zusammensitzen?“
Roslind: „Heute habe ich nicht die Zeit dazu aber ich erzähle dir, wie wir dazu gekommen sind“, antwortete ich, „Hast du morgen nach der Arbeit etwas Zeit, dann erzähle ich es dir.“


Entstehung des Morgentreffs
Ich weiß gar nicht mehr, wann wir damit angefangen hatten. Erzählte ich Mara. Aber es hatte einen guten Grund warum wir angefangen hatten miteinander zu reden und zu beten. Oft war es hektisch und stressig gewesen, dass ist es heute auch oft noch, aber damals meckerten wir uns dann manches mal an und das auch noch vor den Kunden und die merkten immer mehr, dass die Atmosphäre nicht gut ist und unsere Unzufriedenheit und blieben nach und nach weg. Natürlich wollte keiner in einen Frisiersalon gehen, in dem man Stress und Hektik merkte, den haben die Menschen genug und dann auch noch bei uns. Sie blieben also weg. Wir wussten nicht, was wir tun sollten. Wir versuchten miteinander bestimmte Dinge zu klären, damit es besser wird, damit wir besser miteinander umgehen, aber es nützte nichts. Wir hätten den Laden fasst geschlossen, doch dann kam unsere Chefin und sagte: "Lasst uns heute zusammensetzten und miteinander reden." Jeder dachte: oh, nein, das haben wir doch schon eine ganze Weile getan und es hat nichts gebracht.
So saßen wir zusammen, jeder eine Tasse in der Hand mit Tee oder Kaffee und schwiegen uns an. Keiner hatte Lust etwas zu sagen, denn es brachte ja nichts. Eine Woche verging. Jeden morgen trafen wir uns eine halbe Stunde vor der Arbeit und schwiegen uns an. Jeder wäre am liebsten später gekommen, aber Dienst ist halt Dienst.
An einem Freitagabend, als alle weg waren sprach ich meine Chefin an, ob wir Montag uns etwas früher zum Beten treffen wollen. Sie schaute mich verdutzt an und fragte: „Was wollen wir? Beten? Warum denn das?“
Ich meinte: „Wir können es versuchen und schaun ob sich etwas verändert."
Meine Chefin meinte: „Hm, ich weiß nicht, ich habe so etwas noch nicht gemacht. Meine Oma hat mir von Gott Geschichten aus der Bibel erzählt, aber beten? Doch im Moment ist mir jedes Mittel recht und wir können es gern ausprobieren.“
Ich erzählte ihr, dass es Firmen gibt, wo ein Teil der Mitarbeiter für die Firma beten, für das Land und die Mitarbeiter. Vielleicht hilft es uns auch.
Ich erzählte es meiner Freundin Natascha am Sonntag und wir beteten miteinander dafür, dass Gott etwas verändert.
Also trafen wir uns ½ Stunde bevor die Anderen kamen. Ich war aufgeregt und bat Gott, dass er daraus etwas Gutes macht. Seine Idee, die er mir geschenkt hat und dann auch seine Chance etwas zu verändern.
Wir setzten uns in den Aufenthaltsraum und bis auf guten Morgen sagten wir erstmal nicht. Ich war so aufgeregt, dass ich deshalb schwieg. Doch dann fing ich an zu beten und sagte: „Gott, du siehst unsere Situation, die wir hier in unserem Laden haben. Du weißt wie wir miteinander umgehen. Hilf uns, mehr auf den Anderen zu achten und uns gegenseitig zu helfen. Hilf uns, dass wir lernen in deiner Liebe miteinander umzugehen…“
Nach den ersten beiden Tagen sagte meine Chefin Helga, dass sich nichts verändert hätte und ob wir es nicht lieber lassen sollten. Ich bat sie, dass wir uns noch eine Woche treffen sollten und dann schauen sollten.
Ich hoffte, dass sich etwas veränderte, aber wir hatten das Gefühl, dass es immer noch so war wie vorher, doch am Freitag sagte eine Kundin zu Helga, dass es angenehmer geworden ist und die Atmosphäre ruhiger geworden ist und dass es auffällt, dass wir besser miteinander umgehen. Sie kam dann gleich zu mir hin und fragte mich, ob mir etwas aufgefallen sei. Ich sagte, nein und dann erzählte sie mir, was die Kundin gesagt hatte und dass wir uns Montag um die gleiche Uhrzeit treffen. Ich freute mich und war Gott dankbar. Natürlich war nicht alles gut, wir merkten schon, dass sich noch einiges ändern musste, aber es war ein Anfang und den hatte Gott bewirkt.
An diesem Montag fing auch Helga an zu beten und dankte Gott mit einfachen Worten: „Danke, Gott, dass du uns hilfst.“
So trafen wir uns jeden morgen.
Nach einiger Zeit kam auch die eine oder andere Kollegin mit dazu, weil sie neugierig geworden waren, was wir dort taten und da es irgendwie eine Ruhe in uns hervorbrachte wurde es ihnen auch wichtig mit dabei zu sein. Wir sahen, wie sich die Kolleginnen immer mehr unterstützen und sich hier oder da halfen. Und uns fiel selber auf, dass das Klima von Woche zu Woche ein klein wenig besser wurde. Für jedes, was besser wurde waren wir Gott dankbar und wir merkten, wie es Helgas und mein Leben immer mehr veränderte. Mein Mann sprach mich auch an, dass ich fröhlicher von der Arbeit komme und nicht nur gestresst, sogar den Kindern fiel es auf.
Dann kam Helga zu mir und sagte: „Meine Oma hatte doch recht, Gott verändert, Gott hilft. Ich habe immer darüber geschmunzelt und gedacht, dass es Blödsinn ist. Aber jetzt habe ich gemerkt, dass es diesen Gott wirklich gibt und das er Veränderung schenkt, wenn wir ihn darum bitten.“
Ja, meinte ich, wenn wir es zulassen, dann verändert Gott uns zum Positiven.
"Was kann ich tun, um diesem Gott anzunehmen, wie du es immer sagst?, meinte Helga.
Ich erzählte ihr, dass Gott gern Gemeinschaft mit uns haben möchte und deshalb kam Jesus Christus in die Welt. Er ist für unsere Sünden am Kreutz gestorben und ist am 3. Tag wieder auferstanden. Gott vergibt uns unsere Sünden, die wir begangen haben durch das was Christus getan hat.
Wir beteten dann gemeinsam: "Gott, ich bitte dich um Vergebung meiner Sünden. Vergib mir. Ich gebe dir, Gott, mein Leben. Erfülle du mein Herz mit deinem Heiligen Geist. Danke, dass ich dein Kind sein darf, dass du mir vergibst und dass du mich so sehr liebst. Amen."
Die anderen Kolleginnen wunderten sich, dass wir immer die ersten waren und dass sich langsam etwas im Geschäft veränderte.
Dann machte Helga den Vorschlag: "Lass uns die Anderen mit dazu nehmen und gemeinsam mit ihnen beten. Wir werden ja sehen, wie sie darauf reagieren und wenn es Arbeitszeit ist, wird bestimmt keiner etwas dagegen haben."
Ich sagte nur: OK.
Als wir es den Kolleginnen vorschlugen schauten sie uns verdutzt an. Sie sagten aber nichts dazu, nicht einmal: den Blödsinn mache ich nicht mit. Keine traute sich, denn es sagte ja die Chefin. Eine Kollegin sagte sogar: schaden kann es ja nichts, wir können es ja versuchen.
Wir trafen uns trotzdem noch ein wenig früher um in Ruhe zu beten und dann mit den Kolleginnen weiter zu beten.
Der erste Morgen war schwierig. Wir schwiegen uns nur an, als das Jemand etwas sagte. Manche murrte, dass es ihr zu früh sei und dass sie doch Zuhause besser sich ausruhen könnte, doch die Veränderung brachte einige dazu mitzumachen und das war schön. Aber jeder merkte, dass sich langsam etwas veränderte und so sagte die ein oder Andere Gott auch danke.
Und jetzt sind wir wieder ein gutes Team, auch mit guten und schlechten Tagen, aber mit einem miteinander und füreinander da sein. Und es macht wieder Spaß und Freude miteinander zu arbeiten.


Maras erste Wochen im Frisiersalon
Der erste Tag war noch einfach, da Mara sich alles nur anschauen brauchte. Natürlich kannte sie so einiges vom eigenen Friseurbesuch, aber selber dann die Haare waschen, schneiden, tönen usw. ist doch etwas anderes. Die Zeit ging recht schnell vorbei und sie hatten Feierabend.
Der zweite Tag war schon schwieriger. Da musste Mara die Haare wegfegen, Kaffe- oder Teekochen, was halt der Kunde trinken wollte und sie durfte bei einer Kundin die Haare mit Hilfe waschen. Sie kam sich etwas komisch vor, da beim Haare waschen jemand mit zuschaute, obwohl sie es sich schon mehrmals angeschaut hatte. Dieser Tag ging nicht so schnell vorbei, da das Meiste, was sie tat nur Haare wegfegen und Getränke den Kundinnen bringen war. Naja, dachte sie sich, es ist halt die erste Woche und da werde ich nicht so viel machen können.
Der dritte Tag war fast genauso wie der zweite Tag, diesmal waren es 2 Kundinnen, bei denen sie die Haare wachen durfte. Dieser Tag war dadurch etwas langweilig.
Der vierte und fünfte Tag war wie der Zweite und dadurch auch langweilig, aber da viele Kundinnen da waren verging der Tag sehr schnell.
Die nächste Woche ging wie immer morgens mit der Stille vor Gott los. Mara fand es die erste Woche nicht schlimm, da sie sich noch ein wenig erholen konnte. Die zweite Woche war es etwas anders. Es ging ihr auf den Keks sagte sie und wie kann man so etwas nur jeden morgen machen. Doch sie war froh eine Ausbildungsstelle bekommen zuhaben und deswegen nahm sie es so hin.
Doch man merkte ihr jeden morgen an, dass es ihr schwer fiel in dieser Zeit nicht einzuschlafen und so fragte sie Helga warum sie so müde morgens immer sei. Sie winkte nur ab und sagte es ist zu früh und so langweilig. Helga gab sich damit zufrieden und wir dachten uns nichts dabei.
Sie machte gute Fortschritte und so durfte sie das ein oder andere schon mal ausprobieren, doch wir merkten, dass sie von Woche zu Woche immer müder wurde. Jeden morgen wenn wir uns trafen schlief sie ein. Diesmal fragte Helga etwas eindringlicher warum sie denn immer einschlafen würde. Denn es werden ja auch Dinge abgesprochen, die sie auch etwas angehen. Diesmal kam sie nicht mit der Ausrede zu langweilig und zu früh raus und da erzählte sie, damit sie ihr Zimmer bezahlen konnte jobbte sie noch nebenbei in einem Restaurant.
Natürlich war keiner von uns darüber erstaunt, denn wir hatten es bei anderen Auszubildenden auch schon erlebt. Da uns diese Zeit auch wegen der Absprachen wichtig war versuchte Helga mit ihr zu klären, wie sie das mit den beiden Jobs hinbekommen könnte ohne bei uns zu müde zu sein. Denn man muss sich schon konzentrieren bei der Arbeit.
Mara versuchte den anderen Job ein wenig zu reduzieren, denn sie bekam ja jetzt auch etwas Geld in ihrer Ausbildung. Dadurch passte sie ein wenig besser morgens auf. Das Beten interessierte sie nicht. Sie schaute immer gelangweilt umher. Wenn es dann um ihre Arbeit ging, dann war sie mit dabei und sprach mit uns alles ab. Sie lernte jetzt recht schnell, da sie nicht mehr so müde war und es wurde für sie selbstverständlich die Haare wegzufegen und der einen oder anderen Kundin die Haare zu waschen. Sie gab sich Mühe mit uns zurechtzukommen, doch wir merkten, dass ihr dieses morgendliche Treffen nicht passte.
Und dann kam sie morgens zuerst immer ein paar Minuten später. Zuerst fiel es uns nicht auf oder wir fanden es nicht so schlimm, es waren ja nur 2 – 3 Minuten, doch dann wurden langsam 5 Minuten daraus und dann langsam 7 Minuten und dann kam sie erst, als sie meinte, jetzt ist die Zeit mit dem Beten vorbei.
Helga sagte da zu ihr: deine Arbeitszeit beginnt schon um 08:30 Uhr und nicht erst um 09:00 Uhr. Komm pünktlich, sonst haben wir ein Problem mit deinem Ausbildungsplatz bei uns. Na gut, antwortete Mara und kam am nächsten Tag pünktlich (naja so weit man 5 Minuten zu spät pünktlich nennen kann). Sie saß immer sehr desinteressiert mit dabei, aber sie war da und besonders die Besprechungen, was heute dran ist, war für sie sehr interessant, da sie immer erfuhr, was sie dann neues lernen bzw. tun durfte. Oft konnte sie sich bestimmtes mehrmals anschauen bei unterschiedlichen Kolleginnen, dass fand sie jedesmal interessant. Sie zeigte viel Interesse und hatte das ein oder andere schnell gelernt.
Mit der Zeit hatten wir das Gefühl, Mara hatte sich bei uns eingelebt und kam auch mit der Gebetszeit zurecht.


Die Auszubildenden in der Schule
Mara hatte nachdem sie ein paar Wochen bei uns war theoretischen Unterricht. Die Schüler trafen sich zum ersten Mal und jeder musste erst einmal schaun, wer da ist und mit wem man sich verstehen könnte. Sie lernte zwei Mädchen kennen, die ganz nett waren und sie verbrachte die Zeit in der Schule mit ihnen. Außerhalb der Schule schaffte sie es nicht, denn der Nebenjob war auch da und sie musste ja noch für die Ausbildung lernen. Die drei verstanden sich recht gut, die anderen Beiden wohnten noch bei ihren Eltern und brauchten deswegen kein Geld für eine Wohnung oder Lebensmittel. Deswegen hatten die Beiden Zeit sich zu treffen. Wenn sie gemeinsam lernten, dann war Mara auch ab und zu mit dabei, wie es halt passte.
Mara erzählte erstmal nichts davon, das wir uns zu Beginn der Arbeit trafen um zu beten, es war ihr unangenehm, weil sie damit nichts anfangen konnte und sie es selber als Blödsinn abtat. Doch nach einiger Zeit platzte es aus ihr heraus: „Dieses blöde frühe treffen, weil die immer beten wollen. Es nervt, alle schweigen die meiste Zeit, man könnte nur einschlafen dabei und ich wüsste nicht, dass es dadurch besser wird.“
Die anderen Beiden schauten sie erstaunt an und fragten: „Was macht ihr? Ich hätte dazu keine Lust und würde einfach später kommen“, sagte Julie.
Mara antwortete: „Das hatte ich auch schon versucht, aber dann habe ich Ärger bekommen, weil es halt Arbeitszeit ist.“
Julie meinte: „Ist das denn rechtens? Du kannst dir doch auch einen anderen Frisiersalon suchen, wo du deine Ausbildung weiter machen kannst.“
Mara: „Oh, das ist eine gute Idee, vielleicht können mir die Lehrer da helfen.“
Am nächsten Tag ging sie zu ihrem Lehrer und fragte, ob er ihr helfen könne eine andere Ausbildungsstelle zu finden. Er fragte nur: „In welchem Laden bist du denn?“ „Bei Helga Kleine“, antwortete Mara. Er schmunzelte nur und sagte: „Ja, da kann ich dir helfen. Du bist dir aber ganz sicher, dass du wechseln möchtest? Die meisten meiner Schülerinnen kamen dort sehr gut zurecht.“
Mara meinte nur: „Ja, ich bin mir sicher, die sind dort zwar nett aber komisch und das gefällt mir überhaupt nicht.“
„Ok, dann versuche ich dich woanders unterzubringen“, sagte der Lehrer.
Es dauerte zwei bis drei Tage und da sprach der Lehrer Mara wieder an: „Ich hätte da einen Frisiersalon, der ist ganz in deiner Nähe, die haben im Moment niemanden und würden sich freuen, wenn du bei ihnen anfängst. Hier ist die Adresse.“ Mara freute sich und stellte sich am nächsten Tag gleich dort vor. Der Laden war schon anders als der, in dem sie gerade war. Aber, dachte sie sich, ich werde sehen, wie sie sind und dort arbeiten. Sie machen zumindest auch einen freundlichen Eindruck.
Also klärte Mara alles mit der Schule und mit Helgas und dem neuen Frisiersalon. Die Schule war dann erstmal wieder vorbei und Mara ging den ersten Tag in den neuen Laden.
Die Visitenkarte
Gerlinde spielte auf dem weiteren Nachhauseweg immer mit der Visitenkarte. Komisch dachte sie, meine Füße tun im Moment gar nicht so weh, und ich muss immer daran denken, was mir Roslind gesagt hatte. Es hört sich schon toll an, ab und zu wieder arbeiten zu gehen, etwas tun, was mir früher viel Spaß gemacht hat. Aber wer weiß, was das für ein Laden ist. Manchmal waren die Mitarbeiterinnen so unfreundlich zueinander. Manche waren auch nett, aber wer weiß, wie sie dann hinter meinem Rücken reden, wenn ich dann arbeiten komme, wenn es mir gerade passt. Ach, nein, wieso denke ich überhaupt darüber nach, mein Mann würde das sowieso nicht befürworten.
Gerlinde kam nach Hause. Sie schmiss die beiden paar Schuhe in die Ecke und nahm erst einmal ein Bad damit sich ihre Füße wieder erholen konnten. Dabei musste sie auch an früher denken, denn wenn sie von der Arbeit kam freute sie sich auf das Bad, das ihren Füßen immer so gut tat. Wieder kreisten die Gedanken um das Angebot von Roslind. Es hörte sich so gut an.
Als Gerlinde wieder aus dem Bad kam war ihr Mann immer noch nicht von der Arbeit wieder da. Sie setzte sich an den Abendbrottisch und dachte nur: Wieder alleine Abendbrot essen, wieder ist keiner da, der mir Gesellschaft leistet. Die Kinder aus dem Haus und mein Mann immer bei der Arbeit.
Die Visitenkarte hatte sie auf den Tisch in ihrem Zimmer gelegt, sie packte sie dann in Ihre Jacke, die sie anhatte und hängte diese an die Garderobe. Danach dachte sie zwar ab und zu noch einmal darüber nach, aber holte die Visitenkarte nicht heraus, vergas sie sogar.
Als ihr Mann abends nach Hause kam schlief Gerlinde dann schon und er ließ sie wie immer schlafen. Sie hatten deswegen getrennte Schlafzimmer, damit er Gerlinde nicht weckte.
Am nächsten morgen trafen sie sich wie immer beim Frühstück, aber Gerlinde erwähnte das Angebot von Roslind nicht, da sie wusste er würde nein dazu sagen. Sie redeten über ihre Kinder und über seinen Job und dann ging ihr Mann zur Arbeit. So war der Tagesablauf fast immer bei ihnen bis auf Sonntags. Da versuchte ihr Mann Zeit mit Gerlinde zu verbringen. Deswegen ist sie auch schon lange nicht mehr in einer Kirche bzw. beim Gottesdienst gewesen, denn sonntags versuchten sie beide immer etwas Schönes miteinander zu machen und wenn es nur ein Tag Zuhause am Pool war.
Vieles war in ihrem Leben Routine und es gab selten etwas neues, nur der Urlaub war interessanter, weil sie oft in fremde Länder flogen um sich diese anzusehen. Dadurch hatten Sie schon vieles kennengelernt.
Die Visitenkarte war vergessen.


Im Klein Frisiersalon
Helga erzählte Roslind, das Mara nicht mehr kommt. Sie sagte: „Wir haben sie wohl verschreckt, durch unser Beten," und lachte dabei.
„Ja, da hast du recht, sie schlief morgens fast immer ein, sie musste ja auch noch abends ab und zu arbeiten. Ich hätte gedacht, dass sie gut zu uns passt, aber naja. Mal sehen, wie es ihr weiter ergeht, das würde mich interessieren“, antwortete Roslind.
Helga meinte: „Ja sie ist nett und auch talentiert, aber trotzdem haben wir morgens die gemeinsame Zeit und dass ist nichts für jeden, anscheinend auch nicht für Mara. Schade. Aber diese Zeit tut uns gut und ist mir und den Anderen auch wichtig geworden morgens mit Gott anzufangen. Sie ist in dem Salon von Frau Schmidt, du kannst sie dort ja mal besuchen und fragen wie es ihr geht. Die sind dort auch ganz nett, aber in jedem Salon gibt es etwas, was dem einen oder dem anderen nicht passt.“
Wir mussten dann wieder an die Arbeit gehen. Wir waren es gewohnt, dass wir zeitweise keine Auszubildenden hatten und auch wenn sie weiter in der Ausbildung waren übernahmen wir immer selbst das Fegen etc.
Bei uns ging es ganz normal weiter. Manche Kunden fragten, wo Mara wäre und wir sagten, wo sie ist. Schade, sagte der ein oder andere Kunde, sie war nett.
Auch die anderen Kolleginnen fragten nach ihr und sagten: Dort ist es auch gut. Sie wird dort zurechtkommen.
Bei uns ging der Alltag weiter.
Manchmal fragte Roslind Helga ob sich Gerlinde gemeldet hat, doch sie sagte immer nein.


Im Salon Schmidt
Maras erster Tag war ganz gut, sie kannte ja schon einiges, deswegen machte es ihr nichts aus, den Boden zu fegen und Tee oder Kaffee den Kundinnen zu bringen. Alle waren nett zu ihr und freuten sich, dass sie diese Aufgaben ganz selbstverständlich tat.
Am nächsten Tag fragte sie, ob sie bei dem ein oder anderen zusehen könnte, doch die Chefin sagte erstmal, nein, du musst erst einmal hier ankommen und dann schauen wir weiter. Na gut, dachte sich Mara und machte ihre Aufgaben und versuchte dabei etwas mitzubekommen.
Manchmal kam schon der Gedanke auf, bei Helga war es besser, aber den strich sie gleich zur Seite und fegte weiter die Haare weg. Frau Schmidt kam dann auf sie zu und sagte: „Heute kannst du bei Frau Helmich die Haare waschen, ich schaue zu und du erzählst mir, worauf du zu achten hast.“ Mara freute sich und sammelte die Sachen zusammen, die sie brauchte und sagte Frau Schmidt, worauf sie achten muss. Manchmal korrigierte sie Frau Schmidt. Nachdem sie das Haare waschen recht gut gemacht hatte durfte sie bei manchen Kunden die Haare waschen. Zu Beginn schaute Frau Schmidt immer mal rüber, mit der Zeit aber nicht mehr.
Mara dachte jetzt nicht mehr so oft an den anderen Laden. Sie merkte, dass sie auch hier zurechtkam und fühlte sich langsam auch hier gut aufgehoben.
So mit der Zeit wurde sie an andere Aufgaben herangeführt und so ging es mit ihrer Ausbildung gut voran.
Langeweile Zuhause
Wie an jedem Tag aßen Gerlinde und ihr Mann gemeinsam Frühstück, dann verabschiedete er sich und ging zur Arbeit. Was mache ich denn jetzt wieder fragte sich Gerlinde wie jeden morgen. Putzen brauchte sie nicht, denn da kam immer Steffie ihre Putzfee, wie sie sie immer nannte. Kochen brauchte sie auch nicht, denn meist war ihr Mann nicht zum Essen da und für sich selbst kochte sie nur, wenn sie mal wieder Lust dazu hatte.
Also wieder die große Frage: Was mache ich heute? Mit ihren Freundinnen traf sie sich erst ab Mittag und dann hatten sie heute nicht lange Zeit, Enkelkinder besuchen. Sie fuhren beide für eine Woche weg, nur sie war Zuhause. Ihre Kinder und Enkelkinder hatten jetzt keine Zeit und von daher war sie jetzt eine Woche allein. Sie kannte es, da ihre beiden Freudinnen das öfters taten, manchmal konnte sie dann auch wegfahren, aber selten und dann waren es 7 lange Tage.
Ihre anderen Freudinnen waren ihr manchmal zu spießig und deswegen traf sie sie seltener. Im Moment wollte sie nicht auf: Schau mal meine neuen Nägel, sind die nicht toll geworden und das neue Auto von meinem Mann oder hast du schon unseren neuen Gärtner gesehen, der kann dieses oder jenes.
Nein, darauf hatte sie auch keine Lust. Sie überlegte, was sie machen könnte. Naja, vielleicht essen gehen beim Italiener, da ist es auch wenn man allein hinkommt sehr gemütlich. Gesagt, getan. Sie setzte sich an ihren Tisch, an dem sie immer zu dritt saßen. Der Kellner war wie immer höflich und plauderte ein wenig mit ihr. Nur ein Eis essen und dann werden die Anderen beiden bald kommen.
Endlich waren die Anderen beiden auch da und sie plauderten wie immer sehr angeregt, doch dann sagte die eine: „Ich muss jetzt aber los, sonst schaffe ich es nicht pünktlich zu meinem Flieger. Bis in einer Woche Gerlinde.“ Und dann verabschiedete sich auch die andere Freundin. Verstehen konnte sie die beiden schon. Die eine Tochter war in England und die andere in Frankreich. Da sie ihre Kinder nicht so oft sahen, freuten sie sich immer darauf. Hinterher gab es immer viel zu erzählen, aber die eine Woche war immer lang für Gerlinde.
Nun saß sie wieder alleine im Restaurant und ging dann auch nach Hause. Und was nun? Was mache ich die ganze Woche über? Diese Fragen gingen ihr immer wieder durch den Kopf. Sie nahm sich vor morgen ins Fitnessstudio zu gehen.
Sonst gingen sie immer zu dritt, deswegen war es heute auch im Fitnessstudio langweilig und sie war schneller wieder raus als sonst. Wieder ein Tag, der langweilig war. Abends schaute sie sich noch einen Film an und schlief dabei ein.
Am nächsten Tag zog sie die Jacke an, in der sie die Visitenkarte getan hatte. Zu Beginn spielte sie damit und wollte sie gerade wegschmeißen, als sie las, was darauf stand steckte sie sie wieder ein.
Wieder tauchte die Frage auf: Sollte ich doch da mal anrufen? Ab und zu arbeiten, immer mal so die ein oder andere Stunde? Nett wäre es schon. Nein, ich bin so lange raus, hinterher verschneide ich noch jemandem die Haare. Ich müsste mir erstmal wieder anschauen, wie man es macht.
Merkwürdiger weise setzte sie sich abends an ihren Laptop und schaute sich Videos vom Haare schneide, färben und noch so einiges an, es war interessant und so klickte sie von einem zum Nächsten.
Doch auch am nächsten Tag dachte sie: NEIN, dass geht doch nicht.
Abends nahm sie wieder den Laptop in die Hand, eigentlich wollte sie nur die Mails durchlesen, aber dann war sie doch wieder auf der Seite mit den Videos vom Haare schneiden. Umso mehr sie sich die Videos ansah umso mehr kam der Gedanke hoch doch in dem Frisiersalon anzurufen.


Maras erster Haarschnitt
Heute Morgen ist Mara ganz aufgeregt, heute soll sie bei jemandem die Haare schneiden, der sich in der Schule zur Verfügung gestellt hat. Heute ist sie dran und noch 3 Andere. Sie wusste schon, wie der Haarschnitt aussehen sollte und sie sind mehrmals alles durchgegangen, wie sie die Haare schneiden sollte. Immer wieder ging ihr der Gedanke durch den Kopf, was ist, wenn ich mich verschneide? Was ist, wenn es nicht gut aussieht. An der Perücke, an der sie geprobt hatte ging es mit der Zeit schon ganz gut, aber diesmal musste Jemand mit dem Haarputz dann rumlaufen. Der Lehrer sagte: "Ich schneide sonst noch nach, aber versucht es."
Endlich in der Schule angekommen. Die 4, denen die Haare geschnitten werden sollten saßen schon in dem Raum. Jedem wurde derjenige zugeteilt, bei dem er die Haare schneiden sollte.
Mara war als 2. dran. Die Anderen hatten theoretischen Unterricht und durften nicht zusehen. Nur der Lehrer war dabei. Er stellte sich etwas daneben, damit er gut sehen konnte und schaute zu, wie Mara die Haare schnitt. Manchmal nickte er freundlich zustimmend, manchmal half er ihr, damit sie wusste wie es geht. Wenn sie es gut machten, dann durften sie vielleicht sogar im Salon schneiden. Bei Mara lief alles gut. Der Lehrer war zufrieden.
Der Lehrer rief dann bei jedem Schüler im Salon an und teilte ihnen mit, dass sie es gut gemacht hatten und dass sie unter Aufsicht und ein wenig Hilfe auch mal bei einer Kundin/den die Haare schneiden könnten. Dies liegt natürlich im Ermessen des Ladens und nicht bei ihm ab wann sie es dürfen.
Mara hoffte, dass sie auch im Salon bald damit anfangen konnte. Doch im Moment war noch Schule und so dauerte es noch ein wenig.
Als Mara dann wieder im Frisiersalon war sagte Frau Schmidt: "Wenn Zeit ist können wir mal schaun, ob wir jemanden haben." Und so freute sie sich darüber.
Doch die erste Woche ging voller Stress los und sie hatte keine Möglichkeit jemanden die Haare zu schneiden. Langsam war sie traurig darüber, sprach Frau Schmidt nochmal darauf an aber die sagte nur: "Du siehst doch, was hier los ist."
Damit war das Thema erst einmal vorbei.


Das Treffen an der Bank
Roslind machte einen Einkaufsbummel und da sie eine Pause machen wollte setzte sie sich wie immer auf die Bank vor der Gemeinde. Hier saß sie gern, da hier die Sonne immer so schön hin schien und kleine Blumenbeete gab es dort auch. Sie genoss die Pause.
Gerlinde war auch wie immer in der Stadt und schlenderte langsam zum Auto, wo sie es immer abstellte. Ihre Freundinnen waren jetzt auch wieder da und es war nicht sooo langweilig. Sie ging langsam auf die Bank zu, an der ihr Weg zum Auto vorbei führte.
„Ach, hallo Roslind“, sagte sie, „schön dich hier zu treffen.“ Sie setzte sich zu ihr auf die Bank. "Ich habe manches Mal über dein Angebot nachgedacht, aber ich denke nicht, dass ich das mache."
Roslind: „Schau doch einfach bei uns vorbei ohne Zwang, du kannst dir ja die Haare von mir schneiden lassen.“
Gerlinde sagte daraufhin: „Das ist eine gute Idee, wann kann ich denn kommen?“
Roslind: „Ruf morgen früh an, dann bin ich da, du kannst auch nach mir fragen und ich schau schon mal in den Kalender, wann es passt.“
Sie redeten noch eine Weile, doch dann musste Roslind los.
Gerlinde blieb noch ein wenig dort sitzen und ließ sich den Gedanken durch den Kopf gehen: Wie Roslind wohl Haare schneidet, aber das tat sie soweit ich mich erinnern konnte rechte gut…..
Auf einmal setzte sich Mara neben sie und stöhnte beim Hinsetzen. Gerlinde fragte: „Haben wir uns hier nicht schon mal getroffen? Wie läuft es denn mit der Ausbildung im Friseursalon, Klein?“
„Ach“, sagte Mara, „da bin ich weg, die beten morgens immer und das war mir zu komisch. Ich bin jetzt bei Frau Schmidt und da darf ich zwar Haare mal schneiden, aber die haben immer keine Zeit dafür, zu viel zu tun, zu viel zu tun, immer wieder vertrösten sie mich auf morgen, aber ich muss es doch auch weiter lernen.“
Gerlinde meinte: „Hab ein wenig Geduld, das kommt schon noch. Jeder muss es ja in der Ausbildung lernen, das wirst du auch. Wie, du sagst die Beten morgens immer bei Roslind im Laden? Das ist ja interessant. Weißt du warum?“
Mara: „Ja, die hatten Probleme, dass sie fasst den Laden schließen mussten und dann haben sie angefangen zu beten und es sollte dadurch besser geworden sein. Ich weiß nicht, ich denke die haben sich untereinander mehr Mühe gegeben und deswegen hat es besser geklappt. Die sind da alle nett, ich kann mir gar nicht vorstellen, dass sie soviel Probleme miteinander hatten, dass die Kunden wegblieben.“
Gerlinde: „Hm, da muss ich Roslind beim nächsten Mal darauf ansprechen. Viel Erfolg bei deiner Ausbildung. Mach‘s gut.“
Gerlinde ging dann auch zu ihrem Auto und fuhr nach Hause. Dieser Gedanke, dass sie in dem Laden beten machte sie irgendwie neugierig. Es hätte das Miteinander verändert. Sie wollte unbedingt wissen, was dort gewesen ist. Sie nahm sich dadurch vor am nächsten Tag in dem Laden, wo Roslind arbeitet anzurufen.
Mara blieb noch eine Weile sitzen und da sie sich wieder an den anderen Frisiersalon erinnerte fragte sie sich, ob sie sich eher dafür Zeit genommen hätten, dass sie Haare bei einem Kunden hätte schneiden dürfen. Aber sie stand dann auf und ging nach Hause und schob den Gedanken beiseite, denn in dem Laden war sie jetzt nicht mehr.


Mara’s Gedanken an den anderen Frisiersalon
Als Mara morgens aufwachte kam ihr wieder der Gedanke in den Kopf, wie wäre es, wenn ich im anderen Laden geblieben wäre? Sie schob ihn einfach beiseite und dachte nur, dass ist egal, ich bin jetzt bei Frau Schmidt.
Nachdem sie duschen war und ihren Kaffee trank tauchte wieder der Gedanke auf. Nein, das ist egal. Ich bin jetzt bei Frau Schmidt, sagte sie sich nur und versuchte an etwas anderes zu denken.
Als sie sich auf ihr Fahrrad schwang um zur Arbeit zu fahren kam wieder der Gedanke hoch. Diesmal sagte sie sich etwas energischer: Nein, ich arbeite bei Frau Schmidt. Damit ist gut. Ich will darüber nicht nachdenken.
So ging es ihr den ganzen Vormittag. Dann war endlich wegen der vielen Arbeit der Gedanke weg.
Als sie abends Zuhause war fragte sie eine Mitbewohnerin: „Was ist mit dir, du siehst so nachdenklich aus.“
Mara antwortete nur: „Nichts, alles gut. Damit war das Gespräch beendet.“
Am nächsten Morgen ging es wieder los mit der Frage: Wie wäre es, wenn ich im anderen Laden geblieben wäre?
Sie sagte laut: „Nicht schon wieder dieser Gedanke.“
Im Laufe des Tages verblasste diese Frage wieder. Und dann tauchte sie morgens nicht mehr auf.
Und dann durfte sie auch bei Frau Schmidt jemandem die Haare schneiden und sie sagte zu ihr: „Das hast du gut gemacht, wir werden zusehen, dass du dem ein oder anderen Kunden die Haare schneiden kannst.“ So war es dann auch und Mara dachte: jetzt brauche ich nicht mehr daran denken, was wäre wenn…..
Gerlinde’s Gespräch mit Roslind
Gerlinde rief recht früh im Salon an, denn sie wollte unbedingt wissen, was dort gewesen ist. Sie konnte sich das bei Roslind nicht so vorstellen, dass sie mit ihren Kolleginnen nicht zu recht kam.
„Hallo, Roslind bist du das?“ fragte Gerlinde als sie anrief.
„Ja, oh schön das du anrufst Gerlinde. Ich hätte heute Zeit für einen Termin, ein Kunde hat abgesagt und wenn du kannst, dann komm vorbei.“
Gerlinde: „Um wie viel Uhr?“
Roslind: „Um 11:30 Uhr, passt dir das?“
Gerlinde: „Ja, ich habe da Zeit. Ich komme dann vorbei.“
Gerlinde war neugierig geworden und überlegte, wie sie Roslind am Besten darauf ansprechen könnte. Sie hatte noch ein wenig Zeit und überlegte sich, was sie an ihren Haaren anders machen lassen könnte. Eine andere Farbe? Nein. Etwas kürzer und vielleicht … ach ich weiß es nicht. Sie machte ihren Laptop an und schaute sich neue Frisuren an, das tat sie immer, bevor sie zum Friseur ging. So langsam hatte sie ihre Vorstellung, wie die Haare aussehen sollten. Sie schaute auf die Uhr: "Oh, ich muss los." Und machte sich auf den Weg zum Friseur.
Die beiden Frauen begrüßten sich, als wenn sie lange Freundinnen wären. Sie redeten erst über die Frisur, dann ein wenig über die Familie und dann stellte Gerlinde vorsichtig die Frage: „Mara hat mir erzählt, dass ihr morgens betet? Wie kommt denn das?“ Sie wollte nicht gleich davon erzählen, das Mara ihr etwas mehr darüber erzählt hatte und sie wartete die Antwort gespannt ab.
Roslind erzählte: „Ach, wir hatten Probleme miteinander, das kennst du doch noch aus der Zeit, als du gearbeitet hast, jeder weiß alles besser, keiner lässt sich etwas sagen. Es wurde über jeden Getratscht und wenn du nicht mitgemacht hattest, dann warst du der Außenseiter, mit dem niemand etwas zu tun haben wollte. Die Kunden merkten, wie wir miteinander umgingen, denn die schlechte Laune war immer zu merken. Wir versuchten so weit es ging, dass die Kunden nichts merkten, aber Pustekuchen. Die Kunden blieben langsam weg. Du kennst es selber, beim Friseur ist Zeit zum Klönen und Abschalten, aber man möchte da nicht die schlechte Laune unter den Kolleginnen spüren. Also blieben die Kundinnen langsam weg. Einige fuhren lieber ein paar Meter weiter, als bei uns zum Haare machen zu kommen. Probleme hat man Zuhause und auf der Arbeit genug. Also blieben die Kunden weg und Frau Klein konnte die Mitarbeiter nicht alle behalten. Aber manche Kollegin ist auch von sich aus gegangen, bei dem Klima. Wir mussten uns überlegen, was wir anders machen mussten und jede Besprechung hatte bislang nicht viel geholfen. Bevor der Laden geschlossen werden sollte machte ich Frau Klein den Vorschlag, dass wir morgens zusammen beten könnten. Sie sagte: probieren können wir es ja, denn alles andere hat nichts gebracht. Also trafen wir beide uns morgens und beteten. Naja, der Anfang war eher erst nur anschweigen und ich sprach 2 oder 3 kurze Gebete. Wir merkten nicht, dass sich etwas änderte. Nach einer gewissen Zeit sagte eine Kundin, die trotz allem uns treu geblieben ist: dass es angenehmer geworden ist und die Atmosphäre ruhiger geworden ist und dass es auffällt, dass wir besser miteinander umgehen würden. Das bestärkte Frau Klein und mich, dass wir weiter machen sollten und die Anderen kamen langsam auch dazu. Naja, wir waren nur noch 6 Kolleginnen von ehemals 14. Aber wir hatten es endlich mit Gottes Hilfe geschafft aus diesem Dilemma heraus zu kommen. Wir haben es beibehalten, da wir merkten es tut uns gut. So kam es, dass wir uns immer morgens 1 Stunde früher treffen zur Absprache und Gebet. Es ist Arbeitszeit und deswegen kommen auch alle. Und mit der Zeit stellten sie auch fest, dass es ihnen gut tut und dann kommen sie nicht nur weil es Arbeitszeit ist. Es hat unseren Laden sehr verändert und natürlich auch uns. Die Kunden kommen jetzt wieder gern zu uns, doch die meisten sind neue Kunden, die uns neu kennen gelernt haben.So jetzt habe ich dir erstmal genug darüber erzählt.“
Roslind war auch fast fertig mit dem Haare schneiden und frisieren.
Gerlinde war sehr zufrieden und sagte: „Es hat sich gelohnt hierher zu kommen. Es sieht gut aus.“
Sie schaute sich um und stellte fest, dass die Kolleginnen auch sehr ruhig und gut arbeiteten. Irgendwie lockte es sie schon mal wieder zu arbeiten und der Laden gefiel ihr. Sie wusste auch, dass ihre Freundinnen hier nicht herkamen und das war der größte Vorteil. Aber wie sollte sie es ihrem Mann beibringen? Verschweigen? Nein, dass wollte sie nicht.
Sie verabschiedeten sich und Gerlinde sagte, dass sie wiederkommt und sich meldet. Damit verließ sie den Laden.
Gerlinde dachte noch öfter darüber nach, denn es hatte ihr in dem Laden sehr gefallen.


Roslind trifft Mara
An diesem Abend ging Roslind nicht gleich nach Hause. Sie machte einen Spaziergang durch die Stadt und schaute sich die Schaufenster an. Sie dachte immer mal wieder an Gerlinde, ob sie wirklich wieder vorbeischaut oder ob sie wieder keine Zeit mehr hat. Diesmal konnte sie nicht die Kinder als Begründung angeben. Naja, vielleicht schaut sie doch wieder rein zumindest um die Haare geschnitten zu bekommen. Aber da sind ja die Freundinnen, die mit ihr auch zum Friseur gehen.
So in den Gedanken versunken kam sie an der Bank vor der Gemeinde an. Sie setzte sich hin und realisierte gar nicht, dass dort noch eine Frau saß.
Mara schaute Roslind an und sagte: „Hallo, schön dich zu treffen.“
Roslind schaute auf: „Oh, du bist es Mara. Wie geht es dir? Ist alles gut in dem Laden von Frau Schmidt?“
Mara fing an zu erzählen und sagte, dass sie eine Weile warten musste, bis sie endlich Mal bei den Kunden etwas tun konnte, aber jetzt hat sie sogar schon bei einem Kunden die Haare geschnitten und das es gut geworden ist. Frau Schmidt musste nicht nachschneiden.
So saßen die beiden Frauen da und redeten eine Weile.
Mara sagte: „Manchmal fehlt mir morgens die Zeit, die ihr miteinander verbracht hattet, es war immer irgendwie eine Zeit, in der man sich auf die Arbeit vorbereiten konnte, nochmals so einiges sich durch den Kopf gehen lassen konnte. Welche Kundinnen kommen, was kann ich heute wieder neues lernen oder wie geht es meinen Kolleginnen. Ich hätte nie gedacht, dass mir diese Zeit fehlen würde. Aber morgens absprechen, dass ist schon wichtig. Ja, jeder weiß, was er tun soll. So manches wird morgens bei uns auch abgesprochen. Aber irgendwie war das bei euch anders. Ich fand es wertschätzender und wertvoller für jeden.“
Roslind meinte: „Oh, ich habe gedacht, dass es dich am meisten gestört hatte bei uns. Ja, wenn etwas nicht mehr da ist, dann fällt einem auf, was daran gut war. Aber das wichtigste in dieser Zeit ist immer noch für uns, dass wir Gott die Ehre geben und ihn in den Arbeitstag mit einladen und das macht es besser miteinander zu arbeiten. Trotzdem haben wir unterschiedliche Meinungen und das brauchen wir auch, denn so können wir über einiges diskutieren und unsere Arbeit verändern. Die Kunden brauchen auch unterschiedliche Mitarbeiter, die ihnen die Haare schneiden und mit ihnen reden.“
Mara: „Ja, ich fand es gut, dass ihr über eure Probleme gesprochen habt und darüber gebetet habt. Ich war manchmal nur zu Müde und deswegen ging es mir auf den Keks. Wenn man noch schlafen möchte kann man die Probleme der Anderen nicht so ab. Aber wie läuft es mit…..“
Und sie fingen an über bestimmte Kundinnen zu reden und auch über manch ein Problem, dass in dem Laden bei Frau Klein und Frau Schmidt ist. Sie konnten sich austauschen und so merkten sie nicht wie die Zeit verging. Beide stellten fest: Oh, es ist schon so spät. Und sie gingen nach Hause.
Als Roslind zuhause ankam fragte ihr Mann sie: „Wie kommt‘s, dass du jetzt erst zuhause bist?“
Roslind: „Ich hatte Mara wiedergetroffen und wir redeten eine Weile. Auch über die Zeit vor der Arbeit und ihr fiel auf, dass es doch etwas Gutes ist.“
Ihr Mann: „Das freut mich, dass ihr dieser Unterschied dann doch aufgefallen ist.“


Mara´s Gedanken über das Gespräch
Mara kam Zuhause an, machte sich noch ein Brot und legte sich auf ihr Bett. Ihre Gedanken kreisten um das Gespräch mit Roslind. Ihr war es noch gar nicht selbst so bewusst geworden, dass ihr die Zeit vor der Arbeit bei Frau Klein im Laden doch fehlte. Es war irgendwie anders mit dem Absprechen und sich umeinander Kümmern. Ihr fiel auf, wie wertvoll es für die Mitarbeiter war und dachte, es wäre schön, doch wieder zurück zu wechseln. Dort fragten die Mitarbeiter, was sie gern machen möchte, wo sie zuschauen wollte oder was sie selber machen möchte. Bei Frau Schmidt im Laden war es etwas anders, da wurde mehr danach geschaut, wann Zeit dafür war und dann wurde sie dazu geholt. Ja, sie hatte auch bei Frau Schmidt viel gelernt, aber irgendwie war es anders als bei Frau Klein. Irgendwie gingen die Kolleginnen anders miteinander um.
Sie fragte sich: Kann das wirklich nur an dieser Zeit morgens liegen? Zumindest sagten sie es.
Ihr gingen noch so einige Gedanken durch den Kopf und auch, dass Roslind gesagt hatte, das Gott bei ihnen vieles verändert hat. Das Miteinander, das Rücksicht nehmen, das wertschätzende Miteinander…
Über diese Gedanken schlief sie ein. Morgens stand sie auf. Diese Fragen ließen ihr keine Ruhe. Sie wollte nochmal mit Roslind darüber reden, doch sie fragte sich wie. Dann fiel ihr ein, dass Roslind aus der Gemeinde kam, wo sie sich auf der Bank getroffen hatten. Sie überlegte sich, dort nach dem Gottesdienst am Sonntag hinzugehen, in der Hoffnung mit Roslind nochmal reden zu können.


Gerlinde und ihre Freundinnen
Heute ging Gerlinde mit ihren Freundinnen zum Essen. Als sie sich trafen fiel jeder auf, dass sie einen neuen Haarschnitt hatte. Irgendwie anders als sonst. Sie wollten von ihr wissen, wo sie gewesen ist und ob sie ihnen die Adresse sagen könne.
Gerlinde wollte nicht damit rausrücken, denn sonst würde sie sich die Chance verbauen, doch dort zu arbeiten und wenn es nur für ein paar Stunden ist. Irgendwie war es verlockend, denn sie hatte schon oft daran gedacht wieder zu arbeiten und sie sah in dem Laden das es möglich wäre.
„Ach“, sagte sie, „ich war dort gerade in der Nähe und ging dort hin. Ich weiß nicht wo der Laden ist, habe ich wieder vergessen.“ Ihr war es etwas unangenehm ihren Freundinnen nicht die Wahrheit gesagt zu haben, denn so war sie normalerweise nicht. Für ihre Freundinnen war damit das Thema erledigt, aber nicht für Gerlinde. Ihr ging immer wieder der Gedanke durch den Kopf, dass sie ihre Freundinnen angelogen hat. Am liebsten hätte sie gesagt wo der Laden ist und das dort eine alte Freundin von ihr arbeitet, die ihr die Haare geschnitten hat. Aber sie ließ es.
Nach dem Essen trennten sich die Freundinnen und jede ging ihren Weg. Gerlinde landete genau bei der Bank vor der Gemeinde und setzte sich. Wieder fing sie an, darüber nachzudenken, dass sie gelogen hatte. Ihren Glauben an Gott hatte sie nicht verloren und deswegen fiel es ihr so schwer mit diesem Gedanken zurecht zu kommen.
Wenn ich ihnen sage wo der Laden ist, dann kann ich auf keinen Fall dort arbeiten und wenn ich ihnen sage, dass ich dort arbeiten möchte, nur für ein paar Stunden, dann würden sie vielleicht nicht mehr mit mir reden wollen, denn das ist doch unter ihrem Niveau. Diese Gedanken ließen sie nicht los. Mit ihrem Mann konnte sie auch nicht darüber reden.
Eine ihrer Freundinnen kam an der Bank vorbei und setzte sich zu ihr.
Gerlinde, das mit dem Laden, das war doch nicht dein ernst oder? Du weißt doch wo der ist, kannst du es mir nicht verraten, denn deine Frisur sieht gut aus.
Gerlinde merkte wie langsam die Röte in ihr Gesicht stieg. Aber sie winkte nur ab und sagte: „Nein, das kann ich leider nicht.“
Das war wenigstens die Wahrheit, dachte sie. Sie blieben noch eine Weile und redeten miteinander und gingen dann nach Hause.
Zuhause war es wie immer für Gerlinde. Es war niemand da. Sie machte sich etwas zu Essen und setzte sich vor den Fernseher, dann ging sie ins Bett. Eigentlich hätte sie gern mit ihrem Mann darüber gesprochen aber er war nicht da und sie wollte dort ja evtl. arbeiten auch ohne das er davon etwas mitbekam.
Oder soll ich es ihm doch erzählen??????


Roslind und ihre Kolleginnen
Roslind erzählte ihren Kolleginnen über das Treffen mit Mara. Sie waren erstaunt, denn alle hatten das Gefühl, dass es für Mara nur zu früh war und sie nur Müde war. Roslind meinte: „Manchmal fällt einem auf, wie gut etwas ist, wenn man es nicht mehr hat.“ Verstehen konnten es so einige Kolleginnen, denn auch sie hatten wegen der Zeit vor der Arbeit daran gedacht zu wechseln oder hatten sogar gewechselt. Doch sie kamen wieder zurück, weil sie merkten, wie wertvoll ihnen diese Zeit vor der Arbeit geworden war.
Natürlich lief nicht alles glatt, aber sie redeten miteinander und versuchten die Probleme zu lösen und es nicht vor sich her zu schieben. Immer mal wieder kam es vor, dass sie sich vergeben mussten und sie merkten, wie gut es jedesmal tat. Oft hatten sie dadurch die Probleme untereinander gelöst und versuchten in Liebe miteinander umzugehen. Mit der Zeit merkten sie auch, wie sie sich gegenseitig wertschätzten. Gottes Liebe veränderte ihr miteinander und auch sie selber. Ohne ihn hätten sie es nicht soweit geschafft.
Jenny zum Beispiel hatte den Laden gewechselt, weil sie das Beten nervte und das komische Getue. Doch in dem anderen Laden war es auch nett, aber sie merkte schon, dass manches hier nicht geklärt wurde und so zwischen manchen Kolleginnen etwas nicht in Ordnung war. Sie gingen zwar freundlich miteinander um, aber es war eine merkwürdige Stimmung manchmal da. Die Kunden merkten es nicht, aber die Mitarbeiter untereinander. Sie blieb dort trotzdem eine Weile, da sie sich auch nicht die Blöße geben wollte, dass sie zugeben musste, dass morgens das Beisammensein eine gute Sache war.
Mit der Zeit wurde es für sie schwer mit der einen Mitarbeiterin zusammen zu arbeiten, aber sie waren beide jeden Tag zur gleichen Zeit immer da. Manchmal wollte Jenny gar nicht mehr dort zur Arbeit gehen. Langsam kam immer mehr der Gedanke hoch, dass sie sich eine andere Arbeitsstelle suchen sollte. Das tat sie dann auch. Aber nicht zurück zu Frau Klein. Sie ging wieder woanders hin. Diesmal war es besser, aber dort war es auch nicht so gut, es kamen nicht so viele Kunden wie vorher und so musste Jemand gehen. Das war natürlich Jenny, da sie als letzte gekommen war und nur einen Zeitvertrag bekommen hatte.
Endlich hatte sie sich durchgerungen wieder bei Frau Klein anzurufen und nachzufragen, ob sie eine Stelle frei hätte. Nein, sagt sie, im Moment nicht, aber Jasmin ist Schwanger und wenn sie dann ihr Kind bekommt wäre eine Stelle frei. Jenny freute sich und nahm dankend an. Frau Klein wunderte sich nicht, da sie wusste, wie wertvoll die Zeit morgens für alle war und einige deswegen dann auch wiedergekommen sind. Jede sagte, dass es ihr erst aufgefallen ist, als sie es nicht mehr hatte.
Es gab natürlich auch manche die nicht wiedergekommen sind. Doch die, die wiederkamen schätzten die morgendliche gemeinsame Zeit auf einmal sehr, auch wenn sie nicht mit Jesus lebten.


Mara sucht Roslind auf
Als Mara morgens aufgestanden war an diesem Sonntag dachte sie nur darüber nach, wann der Gottesdienst anfangen würde und wann er endet, damit sie Roslind treffen könnte. Früh genug war sie aufgestanden, aber sie wusste nicht, wann sie da sein musste um Roslind evtl. zu treffen. Lieber etwas früher hingehen, vielleicht sogar in den Gottesdienst? Ach, lieber nicht dachte Mara, wer weiß, worüber die da reden.
Sie frühstückte noch und dann fuhr sie mit dem Fahrrad los um rechtzeitig anzukommen. Während der Fahrt dachte sie immer wieder: Was sage ich? Was frage ich? Ich habe keine Ahnung. Es dauerte eine Weile, doch dann war sie angekommen. Sie setzte sich erst einmal auf die Bank und schaute zu dem Gebäude herüber. Sie hoffte, dass Roslind wieder rauskam und sich auf die Bank setzte, da sie sagte, dass sie dort gern ist. Sie wartete eine Weile, doch sie merkte, dass sie etwas zu früh war und ihr etwas kühl wurde. Hineingehen, nein, dass wollte sie nicht. Doch so langsam wurde es kalt und sie dachte: Vielleicht nur in den Eingangsbereich, da wird es etwas wärmer sein.
Sie ging durch die Eingangstür in den Eingangsbereich. Sie hörte, wie dort gesungen wurde und dachte nur, es ist eine nette Musik, hätte ich nicht gedacht, ich kenne nur diese alten Lieder, die mit der Orgel begleitet wurden und die waren langweilig. Aber diese Musik war irgendwie anders, sie wippte ein wenig mit dem Fuß mit. Schlagzeug, Bass, Gitarre und Keyboard, danach hörte es sich an und die Stimmen klangen auch gut. Ihr gefiel langsam die Musik. Dann hörte sie, dass der Pastor noch ein Gebet sprach und dann war der Gottesdienst zu Ende. Oh, der Gottesdienst ist zu Ende, ich sollte lieber rausgehen, dachte Mara und ging wieder nach draußen, damit niemand mitbekam, dass sie dort gewesen ist.
Es war ihr etwas wärmer geworden, aber es war ihr immer noch etwas zu kalt und so hoffte sie, dass Roslind bald herauskam. Leider kam sie nicht raus. Und irgendwie konnte sie sie auch nicht sehen. Also überlegte sie, ob sie doch wieder hineingeht.
So wartete sie noch ein wenig, in der Hoffnung, dass Roslind herauskam. Sie musste sich langsam entscheiden, ob sie hineingeht oder nach Hause, denn es wurde ihr zu kalt. Nein, es ist einfach zu kalt und jetzt nochmal hineingehen, das sieht langsam blöd aus.
Dann sah sie Roslind mit ihrer Familie. Sie waren in der Gemeinde und redeten noch mit den anderen Menschen in der Gemeinde.
Also wieder die Frage gehen oder hineingehen? Mara traute sich nicht und wollte gerade gehen, als sie hörte, dass Roslind aus der Kirche hinauskam. Sie ging ihr langsam entgegen und Roslind sprach sie an: „Hallo Mara, schön, dich zu sehen.“
Mara: „Hallo, Roslind, ich wollte mit dir nochmal über die Zeit morgens im Laden reden. Können wir uns deswegen mal treffen?“
Roslind: „Ja, gern, vielleicht Mittwoch nach der Arbeit? Hier an der Bank und dann schaun wir, wo wir hingehen.“
Mara: „Das passt, Mittwoch ist OK. Das wäre so um 19:30 Uhr hier an der Bank.“
Roslind: „Schön. Dann sehen wir uns Mittwoch.“
Mara war froh, dass sie Roslind noch getroffen hatte und jetzt endlich nach Hause fahren konnte um einen warmen Tee zu trinken und sich aufzuwärmen. Sie fuhr fröhlich pfeifend nach Hause. Jetzt wollte sie sich noch die Fragen überlegen, denn sie wollte ja auch Antworten haben und nicht irgendein Gespräch mit Roslind führen. Also Zettel und Stift zur Hand und los geht es!
Los geht es? Aber was soll ich denn fragen? Ich will wissen was sich durch die Zeit morgens mit Gott und wie sich etwas dadurch verändert. Doch wie frage ich das? Mara überlegte hin und her und konnte abends fasst nicht einschlafen deswegen.
Gerlinde – Urlaub und Arbeit?
Der Gedanke, mit Ihrem Mann zu reden ließ sie erst nicht los, denn irgendwie wollte sie mitarbeiten, aber wie sollte das gehen? Gerlinde überlegte, wie sie die Zeit zum Mitarbeiten in ihrem Alltag unter bringen sollte. Immer wieder kam dabei der Gedanke, ich würde gern mit meinem Mann darüber reden, aber ich kenne seine Antwort doch, ein, dass brauchst und sollst du nicht. Doch sie sehnte sich nach etwas, wo sie auch etwas tun konnte. Sie nahm das Telefon in die Hand und wählte die Telefonnummer von dem Friseursalon Klein, legte dann aber gleich wieder auf und fragte sich, was sie hier tue.
Sie hatte sich zum Frühstück mit ihren Freundinnen verabredet und so ging sie ins das Cafe, in dem sie sich verabredet hatten. Die anderen Beiden waren schon da und wunderten sich, dass Gerlinde so spät kam. Sie war meist die Erste, die da war.
Mit ihnen konnte sie ja auch nicht darüber reden und das fand sie sehr schade, denn mit einer Freundin sollte man auch so etwas besprechen können.
Doch sie redeten über die Enkelkinder, den neuen Laden der aufgemacht hat, über die Haarfarbe, den Nagellack etc. Leider nie über Dinge, die Gerlinde wichtig waren und das störte sie manchmal. Natürlich sprachen sie auch über ihre Männer, wie wenig Zeit sie immer hatten. Gerlinde war froh, dass ihr Mann immer am Sonntag Zeit hatte, das war bei ihren Freundinnen nicht der Fall.
Elli fragte: „Habt ihr nicht vor bald wieder in den Urlaub zu fahren? Wo soll es denn diesmal hingehen?“
Diese Frage holte Gerlinde aus ihren Gedanken und sie fing an von den Überlegungen zu erzählen. „Indien oder Neuseeland sind wir am überlegen, wir schauen uns immer mal wieder etwas von beiden Ländern an und haben uns noch nicht entschieden.“ Damit war der Gedanke mit der Arbeit erstmal wieder beiseite geschoben und sie schwärmte von beiden Ländern. Sie redeten noch eine Weile über die Länder, das Für und das Wider.
So verging die Zeit und sie verabschiedeten sich und gingen nach Hause. Der Gedanke an den Urlaub sorgte dafür, dass Gerlinde wieder die Arbeit beiseite schob und sich darüber keine Gedanken machte.
Sonntag wollten sie den Urlaub dann schon buchen, denn es sollte nächsten Monat los gehen. Sie konnte sich nicht entscheiden, genau wie mit der Arbeit und sie wusste auch nicht, mit wem sie darüber reden sollte.
Der Sonntag kam und beim Frühstück sprachen Gerlinde und ihr Mann alles durch, was an welchem Land schön ist und was nicht so gut ist. Jedes hatte seine Schönheit und auch Dinge, die ihnen nicht gefielen.
Während des Gesprächs erwähnte Gerlinde ausversehen den Friseursalon Klein und stutze kurz, aber ihrem Mann fiel im ersten Moment nichts auf. Sie war froh darüber. Am Ende hatten sie sich für Neuseeland entschieden. Beide freuten sich auf den Urlaub am meisten aber über die gemeinsame Zeit.


Mara und Gerlinde
Mara kam gerade von der Arbeit, als sie Gerlinde traf. Sie gingen fast aneinander vorbei, doch dann drehte Gerlinde um, um mit Mara zu sprechen. „Hast du kurz Zeit, kannst du mir ein wenig über den Friseursalon erzählen, wie die Kolleginnen dort sind und die Kundinnen?“ Gerlinde hörte gar nicht mehr auf zu fragen und sie merkte, dass sie eine Pause machen sollte, damit Mara mal antworten konnte.
Mara erzählte von den Kolleginnen und zählte ein paar Namen auf. Gerlinde fragte sich, ob sie nicht eine davon kennt, schüttelte den Kopf und hörte Mara weiter zu. Mara sagte, dass sie sich oft loben und sich gegenseitig sagen, was sie gut gemacht haben. Kritik gäbe es zwar auch, aber da versucht man miteinander das Problem zu lösen. Kundinnen werden manchmal getauscht, da die eine mit der Kundin besser zurechtkommt.
Die Kundinnen sind meist zufrieden und machen schon wenn sie gehen einen neuen Termin aus. Manche reden über ihre Probleme, das nimmt manchmal mehr Zeit in Anspruch, aber dann übernimmt wer anders den nächsten Kunden.
Mara sagte: „Mir fiel gar nicht auf, dass ich den Umgang, der dort ist vermisst habe, ich fand es toll, dass jeder eher geschaut hat, was du gut und nicht, was du falsch gemacht hast. Kritik gibt es auch, aber jeder versucht den Anderen wert zu schätzen und das habe ich übersehen als ich dort war.“
Und weil sie selber darüber sprach fiel ihr immer mehr auf, was sie an dem Salon vermisste. Immer mehr Gedanken kamen hoch, was gut war und dadurch wurde das Problem des früher da seins für Mara immer kleiner. Sie staunte selber, dass sie sich die Antworten gab, die sie eigentlich von Roslind haben wollte.
Gerlinde hörte in Ruhe zu und war auch erstaunt über das, was sie dort hörte. Gutes miteinander. Gutes miteinander. Das ging ihr die ganze Zeit durch den Kopf als sie nach Hause ging. Versuchen dem Anderen das positive zu sagen und die Probleme werden miteinander versucht zu lösen. Hört sich alles viel zu gut an. Diese Gedanken gingen ihr immer wieder durch den Kopf. Auch der Gedanke morgens mit anderen zu beten und nicht allein, war auch sehr gut. Wieder kam in ihr die Frage hoch ob sie es ausprobieren sollte. Es hörte sich zu gut an, viel zu gut um es nicht auszuprobieren. Gerlinde nahm sich vor, am nächsten Tag nochmal in den Friseursalon Klein zu gehen und zu fragen, ob sie mal eine Stunde Probearbeiten kann. Sie hatte lange nicht mehr gearbeitet und sie wusste nicht, ob sie es noch konnte, aber sie nahm sich vor es auszuprobieren.


Gerlindes Anruf im Friseursalon
Sie stand schon sehr früh auf um morgens gleich zu Frau Klein zu gehen und mit ihr zu sprechen, anrufen, ach lieber gleich vorbeischauen, dachte sie sich. Sie fuhr dort hin, der Salon war noch zu, komisch, die treffen sich doch immer um diese Uhrzeit. Warum macht denn niemand auf? Gerlinde stand vor der Ladentür und hatte geklingelt. Es ist schon merkwürdig, dass niemand aufmachte, dachte sie sich und ging zu ihrem Wagen. Na gut, die Öffnungszeit war auch erst in einer halben Stunde und so wartete sie im Wagen. Aber diesmal rief sie vorher an.
„Hallo, ja, ich wollte fragen, ob sie jemanden bräuchten, der für ein paar Stunden in der Woche arbeitet? Nein, ach so. Schade, ich hatte etwas anderes gehört. Gut. Dann vielen Dank und auf Wiederhören.“
Gerlinde legte enttäuscht auf und wunderte sich, was ihr Roslind gesagt hatte. Naja, wenn das schon nicht passt, wer weiß, was noch alles nicht. Mit dem Gedanken fuhr sie enttäuscht nach Hause.
Sie hatte sich langsam darauf gefreut und sich mit dem Gedanken vertraut gemacht etwas zu arbeiten. Sie war am überlegen, wann sie am besten arbeiten konnte und wie sie das alles unter einen Hut bekam. Immer nur ein paar Stunden die Woche, das wäre genau das, was sie sich immer gewünscht hatte und nun dieser Anruf.
Am liebsten hätte sie Roslind angerufen und gesagt, was sie für merkwürdige Versprechungen mache. Aber dazu hatte sie jetzt keine Lust sich mit ihr zu streiten. Sie fuhr nach Hause und vergaß ganz sich um den Urlaub weiter zu kümmern. Denn sie wollte so einiges einkaufen und vorbereiten.
Der nächste Weg war wie immer in die Stadt und mit den Freundinnen treffen. Immer wieder ging ihr der Gedanke mit dem Telefonat durch den Kopf. Sie war sehr ruhig bei diesem Treffen und das fiel den anderen Beiden auch auf. Sie fragten, was los ist und Gerlinde hätte am liebsten von dem Telefonat erzählt, aber sie wollte erst mit Roslind sprechen und ihr die Meinung sagen, wie sie so etwas nur sagen konnte. Sie verabschiedete sich als erste und ging durch die Stadt und merkte gar nicht, wie weit sie gelaufen war. Am liebsten hätte sie Roslind angerufen, aber die war bestimmt bei der Arbeit, die ja dort so toll sein sollte. Sie ging zu ihrem Auto zurück und überlegte, was sie tun könnte. Roslind müsste doch bald Feierabend haben, ich werde sie abholen und gleich mit ihr sprechen, was sie mir da erzählt hat.
Gedacht, getan, Gerlinde fuhr los und Roslind kam gerade aus dem Salon. Sie machte die Tür auf und sagte etwas barsch: „Steig ein!“ Roslind stieg ein und fragte: „Was ist denn los?“
Gerlinde: „Du und dein Angebot? Kannst Stundenweise, wenn du kannst, bei uns arbeiten. Ich habe heute angerufen und man sagte mir, Nein, so eine Stelle haben wir nicht!“ das sagte sie in einem merkwürdigen Ton.
Roslind: „Wann hast du denn angerufen und wer war am Telefon?“
Gerlinde: „Irgendeine Jasmin.“
Roslind: „Du hättest nach mir, besser noch nach Frau Klein fragen sollen, denn solche Stellen sind nur mit Absprache mit Frau Klein möglich und davon bekommen die Anderen erst etwas mit, wenn abgesprochen wird, dass Jemand neues kommt. Ich freue mich, dass du dich entschieden hast es auszuprobieren.“ Sie war dabei aufgeregt und fröhlich.
Gerlinde: „Ich habe mich noch nicht entschieden, gerade nach diesem Anruf, ich muss es mir nochmal durch den Kopf gehen lassen.“
Roslind: „Schade, ich weiß, dass Frau Klein noch im Laden ist und wir könnten reingehen und mit ihr sprechen. Komm, lass uns zu ihr hingehen. Sie wird sich auch freuen und ich bin gespannt zu sehen, was du alles noch kannst. Zu Anfang helfen wir dir, aber wie ich dich kenne brauchst du nicht viel Hilfe.“
Irgendwie wollte Gerlinde aber wieder auch nicht. Sie war ein wenig am überlegen und sagte dann: „Gut, ich werde es ausprobieren, aber ich mache meine Termine, damit niemand etwas erfährt. Das wäre sonst eine Katastrophe.“
„Dann lass uns reingehen und mit Frau Klein darüber sprechen, wie wir das organisieren können.“ meinte Roslind.
Sie stiegen beide aus dem Auto und gingen in den Salon. Frau Klein war noch hinten und machte die Abrechnung.
Frau Klein: „Oh, ich habe gedacht wir hätten Feierabend, sie sind Frau Steinecke, schön sie kennen zu lernen. Roslind hat so von ihnen geschwärmt, ich bin neugierig, was sie alles können und wie sie in unseren Laden passen.“
Sie sprachen eine Weile und Gerlinde konnte gleich am nächsten Tag morgens mit Anfangen. Sie war gespannt, wie die Morgenstunde aussah und was dort alles gemacht wurde. Sie ging zufrieden und etwas aufgeregt nach Hause, denn sie hatte so lange keine Haare (bis auf ihre eigenen und ab und zu die Ihrer Kinder) gesteilt.


Gerlindes erste Morgenstunde im Salon
Gerlinde wachte früh auf, doch es war ruhig im Haus, dass hieß, es ist niemand da. Das war schön und so machte sie sich wie immer zurecht, schaute, was sie anziehen konnte (obwohl sie abends danach schon ihren Kleiderschrank durchsucht hatte) und fand endlich etwas. Nur welche Schuhe? Mit Absatz, das passt nicht. Vielleicht die mit wenig Absatz. Auch die waren endlich gefunden.
Essen konnte sie nicht viel und so trank sie ihren Kaffee und aß ein halbes Brötchen. Sie schlich sich leise zu ihrem Auto und dachte: Es ist doch niemand da, ich kann ganz normal zu meinem Auto gehen. Außerdem gehe ich doch öfter so früh weg.
Sie fuhr los und wäre beinahe woanders langgefahren, da sie so aufgeregt war. Endlich angekommen. Sie holte nochmal tief Luft und dann stieg sie … ach nein, ein kurzes Gebet. "Herr, ich danke dir für diese Chance. Geh du bitte mit mir und zeig mir, ob es das Richtige für mich ist." Flüsterte sie und stieg dann aus. Es war niemand zu sehen und so klopfte sie an die Ladentür und wartete. Es dauerte nicht lange und es öffnete ihr eine junge Frau. „Sie sind wohl die Neue? Ich bin Jasmin, komm rein.“ Mit den Worten begleitete Jasmin Gerlinde in den Gemeinschaftsraum. Helga sagte: “Herzlich willkommen. Ich stelle euch heute Gerlinde vor, die ab heute bei uns anfängt. Sie arbeitet nach Absprache, immer so wie es geht.“ Alle waren etwas erstaunt, aber es war bekannt, da eine andere Kollegin auch so arbeitete. Alle begrüßten Gerlinde freundlich und dann bekam sie noch einen Kaffee.
Helga fing an: “So jetzt ist Zeit, dass wir gemeinsam Gott die Ehre geben. Gott, die Woche fängt wieder an und wir danken dir, dass wir Arbeit haben, dass wir Kundinnen haben, danke, dass du uns versorgst und das du auf uns schaust….“
Roslind und Jasmin beteten auch. Es war zwischenzeitlich etwas ruhig, aber das störte niemand. Gerlinde fiel auf, dass leise Musik im Hintergrund war und sie lauschte darauf. Sie kannte das eine Lied: Du bist gut. Und summte leise mit.
Sie merkte, dass die Anderen auch teilweise mit summten.
Das nächste Lied wurde lauter gestellt und so konnten alle mitsingen, doch Gerlinde kannte das Lied nicht. Das Zweite schon und sie sang ein wenig mit.
Nun wurde die Musik ausgestellt und in die Runde gefragt, ob etwas zu besprechen ist. Alle schauten sich um, keiner sagte erst was, doch dann erzählte eine, dass sie mit einer Kundin letzte Woche Probleme gehabt hatte, sie war so unfreundlich und gemeinsam wurde überlegt, wie es beim nächsten Mal anders sein könnte, oder ob die Kundin dann von jemand anderes betreut werden könnte. Naja, solche Kundinnen nimmt nicht jeder gerne, doch 2 sagten, dass sie ihr helfen würden und dass sie vielleicht dann tauschen könnten. Gerlinde wunderte sich, denn so etwas gab es selten, die meisten wollten ihre Kundinnen behalten.
Frau Klein sprach auch Gerlinde an, ob sie von sich noch etwas erzählen wollte. Das tat sie auch in kurzen Worten wie 2 Kinder und vor 28 Jahren aufgehört zu arbeiten.
Danach gingen sie in den Frisiersalon. Roslind zeigte Gerlinde alles und sie arbeiteten die beiden Stunden, die Gerlinde im Laden war zusammen. Sie diskutierten über die Art, wie die Haare geschnitten werden könnten, was die Kunden etwas irritierte. Aber alle gingen zufrieden nach Hause.
Frau Klein, Roslind und Gerlinde setzten sich kurz zusammen und sprachen miteinander. Roslind war begeistert und sagte, dass sie sich freut, weiter mit Gerlinde zu arbeiten. Frau Klein sagte, dass es gut aussah, was Gerlinde bereits gemacht hatte. Und Gerlinde? Sie war so: ich weiß nicht, ich weiß nicht wie ich das hinbekommen soll?
Frau Klein sagte: „Überlegen sie es sich, ich würde mich freuen, wenn sie uns unterstützen würden mit ihren Ideen. Ich denke, sie passen gut hier mit dazu.“
Damit ging Gerlinde aus den Laden. Sie schaute auf die Uhr: „Oh, so spät, die Anderen warten bestimmt schon auf mich. Wenn ich dann immer so spät rauskomme, dann merken die Anderen etwas und das möchte ich nicht. Nein, das geht nicht.“ Mit diesen Gedanken fuhr sie davon.


Mittwoch 19:30 Uhr an der Bank
Mara hatte sehr pünktlich Feierabend gemacht und wartete auf der Bank sitzend auf Roslind. Diesmal hatte sie eine warme Jacke an und dickere Schuhe als beim letzten Mal. Es dauerte dann auch noch eine Weile, bis Roslind ankam.
Roslind: „Entschuldige, aber wir mussten noch etwas klären und das hatte gedauert.“
Mara: „Macht nichts, diesmal friere ich nicht so und jetzt haben wir ja Zeit. Wollen wir hier bleiben oder in ein Kaffee gehen?“
Roslind: “Gern in ein Kaffee, denn ich bin nicht so warm angezogen und ich merke, dass es langsam kühl wird“
Sie gingen gemeinsam in ein Kaffee, das gleich um die Ecke war. Beide bestellten einen Tee.
Roslind: „Mara, du sagtest, dass du Fragen an mich hättest. Also lass uns schaun, dass wir einiges geklärt bekommen.“
Mara: „Ich habe mit Gerlinde gesprochen und mir dadurch schon fasst selbst einige Antworten gegeben. Aber, wenn wir hier jetzt sind, können wir gern darüber nochmal reden, was bei euch im Laden anders ist als bei den Anderen.“
Roslind: „Gern, was interessiert dich daran?“
Mara: „Roslind du hattest Mal gesagt, dass Gott bei euch einiges verändert hat. Euer Miteinander, dass ihr gegenseitig Rücksicht nehmt, dass ihr versucht euch wert zu schätzend… Wie habt ihr das hinbekommen und wodurch geht das bei euch?“
Roslind: „Es ist nicht so einfach, dazu gehört, dass jeder dem Anderen zuhören muss und das fällt uns oft schwer, denn auch wir ärgern uns über die Kolleginnen. Es kostet uns viel, aber wir wissen auch, dass Gott uns dabei hilft und uns den Anderen verstehen lässt. Alleine würden wir es nicht hinbekommen, Gottes Gnade ist es, die uns hilft. Wir haben erlebt, dass Gott uns vergeben hat, dadurch, dass Jesus Christus am Kreuz gestorben ist. Er ist Gottes Sohn und war ohne Sünde als Mensch auf dieser Erde. Und trotzdem ist er am Kreuz gestorben, er trug unser Urteil, er ist für uns gestorben, damit wir zu Gott kommen können. Gott liebt uns so sehr, dass er seinen Sohn in diese Welt schickte, als kleines Kind geboren und hat auf dieser Erde gelebt wie wir, mit Schmerzen, mit Leiden, mit Hunger und auch Versuchung. Doch er hat der Versuchung wiederstanden. Wir schaffen das oft nicht und deswegen brauchen wir Gottes Hilfe und seine Vergebung für den Anderen. Dadurch bekommen wir es hin den Anderen wert zu schätzen und den Anderen zu verstehen.“
Mara: „Ich habe das schon mal gehört, die Menschen haben sich aber selber nicht daran gehalten und deshalb fand ich es nicht gut. Oft wurde ich belogen und habe mitbekommen, wie die Leute sich in der Woche benommen haben. Am Sonntag taten alle sooo nett zueinander, als wenn sie keine Probleme miteinander hatten. Ich fand das nicht gut und bin gegangen und wollte damit nichts mehr zu tun haben.“
Roslind: „Ich kenne das auch und ich weiß auch, dass es mir nicht leicht fällt mit manchen Menschen in Liebe umzugehen. Sie haben mir auch wehgetan oder haben sich mit mir oder anderen gestritten. Aber, weil Gott mir meinen Egoismus vergibt und meinen Hass …… dadurch kann ich dem Anderen auch vergeben. Trotzdem schaue ich, wie derjenige weiter mit mir umgeht und ich versuche freundlich zu sein und nicht alles mir zu nahe gehen zu lassen und das klappt, wenn ich es Gott gebe. Wenn ich Gott in meinem Leben einbeziehe, dann hilft er mir, er tröstet mich, er hat uns unendlich lieb, denn Gott ist Liebe und er möchte, dass wir unser Leben mit ihm leben, aber er fragt dich ob du ihm dein Leben gibst.“
Mara: „Hört sich gut an, aber was ist mit den 10 Geboten und so? Da erwartet Gott ja ne Menge von einem. Ich weiß nicht, wie soll das denn gehen? Und wie soll man denn vergeben, bei dem, was einem so manch einer angetan hat.“
Roslind: „Leicht fällt es einem nicht, besonders, wenn der Andere einem richtig wehgetan hat und das über einen längeren Zeitraum. Wie zum Beispiel bei Bernadette. Sie hat bestimmt darüber geredet, wie ihre Eltern sie behandelt haben. Sie war froh, als sie endlich ausziehen konnte, aber sie versucht jetzt langsam wieder Kontakt zu ihren Eltern aufzunehmen, immer mit dem Wissen, Gott hilft mir und zeigt mir wie weit ich gehen kann. Sie erzählt morgens ab und zu davon.“
Mara: „Ja, ich erinnere mich, ich habe zwar nur mit halben Ohr zugehört, aber das fand ich interessant. Aber habe es nicht verstanden, warum sie es tut.“
Roslind: „Es sind ihre Eltern und sie hat ihnen verziehen, aber es ist nicht einfach, dann wieder Kontakt aufzubauen. Viele bleiben dann weg von ihrem Elternhaus und ich finde es toll, dass sie es mit Gottes Hilfe versucht. Das heißt nicht, dass sie sie nicht wieder verletzen, aber bislang klappt es.“
Mara: „Und was ist mit dem, was Gott erwartet?“
Roslind: „Gott erwartet, dass du ihn liebst und deinen Mitmenschen. Er weiß, dass wir nicht perfekt sind, sondern dass wir immer wieder Fehler machen, aber er möchte, dass wir uns der Herausforderung mit ihm stellen. Er möchte, dass wir ihm immer mehr vertrauen und darauf unser Leben und unseren Glauben bauen. In der Bibel gibt es Menschen, die auf Gott vertraut haben und dann doch etwas Schlimmes getan haben. Doch wenn wir Gott um Vergebung bitten, dann vergibt er uns. Er vergibt und hält uns die Sünde nicht vor. In der Bibel lesen wir auch von Menschen, die Gott vertraut haben und denen dann etwas Schlimmes passiert ist, aber Gott hat ihnen geholfen, weil sie ihm vertraut haben, haben sie Gottes Wunder erlebt. Aber warum fragst du das Alles?“
Mara: „Ich bin immer am überlegen, was an eurem Laden anders ist als bei Frau Schmidt. Die sind auch nett und kümmern sich um mich, aber irgendwie anders und ich merke, dass mir dort eure Wertschätzung fehlt. Es ist irgendwie anders und ich wollte wissen, wie man das anders hinbekommt.“
Roslind: „Ich hoffe, dass ich dir einiges erklären konnte, denn verstehen kann man Gottes eingreifen nicht sondern nur erleben. Und es tut gut sein Eingreifen zu erleben.“
Mara: „Ja scheint so. Aber ich muss mir das erstmal durch den Kopf gehen lassen, was du mir alles erzählt hast.“
Roslind: „Hast du vor eventuell wieder zu uns zurück zu kommen?“
Mara: „Keine Ahnung, ich überlege nur. Vielleicht nach der Ausbildung, aber das ist noch etwas hin.“
Roslind: „Na dann, es wäre schön.“
Die Beiden redeten noch eine Weile und verabschiedeten sich dann.


Wo ist Gerlinde?
Jeder im Laden fragte, ob Gerlinde jetzt anfängt oder nicht, keiner hatte eine Antwort, denn sie hatte sich schon eine Weile nicht gemeldet. Frau Klein sagte: „Sie wird wohl nicht kommen, denn sonst hätte sie sich schon gemeldet. Denn es sind jetzt schon 3 Wochen vergangen seitdem sie bei uns war.“ Manche sagten Schade, denn sie war nett, andere sagten naja ist halt so, sie will wohl nicht. Jeder ging langsam davon aus, dass sie nicht bei ihnen mitarbeiten wollte.
Nur Roslind wunderte sich, denn sie wusste, dass Gerlinde immer zuverlässig war. Naja, dass war vor einigen Jahren und sie hatten sich lange nicht mehr gesehen. Menschen verändern sich halt.
Gerlinde war mit den Vorbereitungen für den Urlaub ganz und gar beschäftigt, sie hatte zwar manchmal über das Angebot von Frau Klein nachgedacht, aber sie konnte sich nicht entscheiden und Zeit hatte sie im Moment auch nicht dafür. Urlaub vorbereiten, mit ihren Freundinnen treffen und dann auch noch ihr Mann, der vor dem Urlaub noch ein paar Tage zuhause sein wird. Bis dahin musste sie alles erledigt haben, dann wollten sie ihre Kinder besuchen und dann in den Urlaub.
Roslind überlegte, ob sie Gerlinde anrufen sollte, einfach fragen, wie es ihr geht und ob sie mal Zeit hat, dass sie sich im Cafe treffen könnten. So ohne eine Antwort, dass ist schon merkwürdig. Sie redete mit ihren Kolleginnen darüber und die ermutigten sie. Also gesagt, getan. Roslind nahm ihr Telefon in die Hand und hatte sie denn überhaupt ihre Nummer? Nein, Gerlinde hatte sie ihr nicht gegeben, sie hatten sich immer irgendwo getroffen. Und was nun? Wo sie wohnt wusste sie auch nicht und es wäre auch nicht gut ihrem Mann ausversehen über den Weg zu laufen. Was sollte sie sagen wer sie ist?
Gerlinde machte sich keine Gedanken um den Friseursalon mehr und der Urlaub sollte in ein paar Tagen auch losgehen. Alles war vergessen, morgen sollte es zu ihrem Sohn gehen und darauf freute sie sich sehr und dann nach Neuseeland.
Als Gerlinde bei ihrem Sohn angekommen war fiel ihr wieder der Friseursalon ein, aber wie sollte sie da anrufen und außerdem hatte sie immer noch nicht entschieden, was sie macht. Jetzt war erstmal der Urlaub da und alles Andere schob sie beiseite.
Frau Klein sagte zu Roslind: „Schade, dann eben nicht. Sie wird nicht kommen. Sie braucht ja auch nicht arbeiten.“
Roslind: „Irgendwie schon merkwürdig, dass sie sich gar nicht meldet, ich hoffe es ist ihr nichts passiert.“
Damit war in dem Laden von Frau Klein der Gedanke an Gerlinde und bei ihnen arbeiten abgeschlossen. Keiner nahm an, dass sie nochmal zum Arbeiten kommen würde. Der Alltag ging weiter so wie immer.


Sorge um Gerlinde
Roslind machte sich immer wieder Gedanken um Gerlinde. Sie wusste zwar, dass sie bald in den Urlaub fliegen wollten, aber wenigstens melden hätte sie sich können. Roslind sprach mit ihrem Mann darüber, er sagte auch nur, mach dir keine Sorgen, sie wird vor lauter Urlaub das Alles vergessen haben und macht sich darüber keine Gedanken mehr. Roslind fand es schade und dachte sich, dass sie noch ein wenig abwarten wolle und dann nochmal schaun, wie sie Gerlinde treffen konnte.
Am nächsten Tag im Frisiersalon sprach Roslind Frau Klein nochmal an. Die winkte ab und sagte, dass sie sich keine Sorgen machen solle, sie macht Urlaub und hat an uns nicht Gedacht.
Nach einer Weile kam Frau Klein wieder auf Roslind zu und sagte: „Ich habe in meinen Unterlagen noch einmal nachgeschaut. Ich habe dabei auch die Telefonnummer von Gerlinde gefunden. Also falls du noch anrufen willst, dann kannst du es jetzt. Aber wer weiß wo sie jetzt im Urlaub ist.“
Roslind: „Oh schön, ja, wer weiß wo sie ist. Jetzt ist sie bestimmt im Urlaub. Vielleicht versuche ich es dann später.“
Danach gingen beide an die Arbeit.
Irgendwie war Roslind erleichtert, denn jetzt konnte sie Gerlinde anrufen, aber ab wann?


Gerlindes Urlaub
Gerlinde genoss die Zeit bei ihrem Sohn und seiner Familie. Leider gingen die Tage viel zu schnell vorbei. Sie hatten nur das Wochenende und danach ging es in den Urlaub. Doch sie verbrachten die Zeit gemeinsam mit Spaziergängen und Spieleabende. Ums Essen brauchten sie sich auch nicht kümmern, denn sie sind oft Essen gegangen.
Jedesmal, wenn Gerlinde Zeit für sich hatte, gingen ihre Gedanken wieder zu dem Frisiersalon. Doch sie versuchte den Gedanken gleich wieder beiseite zu schieben, was ihr meistens gelang. Es war ihr viel wichtiger Zeit mit ihrem Mann, ihrem Sohn und seiner Familie zu verbringen. Nein anderes war jetzt nicht dran. Doch immer wieder kam dieser Gedanke hoch und sie dachte dann manchmal: Nur nichts davon erzählen, nur nicht daran denken.
Die Zeit bei ihrem Sohn ging viel zu schnell vorbei. Alle fanden es schön. Jetzt flogen sie nach Neuseeland. Sie hatten sich eine Rundreise mit dem Zug gebucht und waren dadurch in verschiedenen Hotels. Das hieß immer wieder Koffer packen und weiter reisen. Aber dadurch konnten sie einiges von dem Land sehn.
Sie war fasziniert von den Bergen, den Seen und auch von den Schafen. Sie genoss die Zeit sehr und es war fantastisch mit dem Zug zu reisen. Am Pazifik langzufahren, die Vögel, die Kiwis und, und, und.
So viel schönes. Und immer dachte sie: Wau, das hat alles Gott für uns geschaffen. Das ist wundervoll. Wie gut doch unser Gott zu uns ist.
Und dann kam auch schon wieder der Gedanke an den Frisiersalon. Warum gerade hier dachte sie. Das ist doch so weit weg. Doch sie merkte, dass gerade dieser Gedanke an Gott sie wieder daran erinnerte. Sie dachte daran, wie sie morgens gebetet hatten, es war eine schöne Zeit, die sie eigentlich vermisst hatte. „Ist es dafür wert, dort anzufangen?“, fragte sie sich. Zeit zum Beten nahm sie sich auch zuhause, aber gemeinsam, dass war anders.
Wieder schob sie den Gedanken an die Seite. Der Urlaub war schön, jeden Tag gab es etwas Neues zu entdecken. Jeder Ort war für sich schön. Langsam ging es dem Ende zu. Bald war der Rückflug. Wieder kamen Gerlinde die Gedanken an den Frisiersalon. Wieder dachte sie an die gemeinsame Zeit des Betens. Irgendwie ist es etwas, dass ihr manchmal fehlt. Es ist ihr so gar nicht aufgefallen, denn sie hatte es lange nicht vermisst. Jetzt ging es darum, was sie tun sollte. Ihr Mann fragte sie manchmal: „Du bist so nachdenklich ist irgendetwas?“ Sie schüttelte den Kopf und sagte: „Nein, ich denke nur an zuhause.“ „Jetzt schon“, fragte er sie, „Vermisst du es denn? Ich habe gedacht, du findest es schön hier?“
„Ja, es ist sehr schön hier, aber wir fliegen auch bald nach Hause und da denke ich halt daran.“ Antwortete Gerlinde und sie war froh, dass ihr Mann keine weiteren Fragen stellte.
Sie wusste, dass sie unbedingt in dem Laden von Frau Klein anrufen musste und sich entscheiden muss. Also ging das überlegen darüber weiter und diesmal mit dem Ziel sich zu entscheiden. Ja, Nein, Vielleicht, ich weiß nicht. So gingen die Gedanken immer in ihrem Kopf hin und her.
Endlich hatte sie etwas Zeit für sich, da ihr Mann mit zwei anderen Männern einen Spaziergang machte. Sie kniete sich hin und betete: „Gott, ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich würde so gern dort arbeiten, aber wie soll ich das mit meinem Mann hinbekommen? Ich will ihn nicht anlügen und die Anderen auch nicht. Gott zeig mir den Weg. Ich brauche deine Hilfe.“ Sie schwieg eine Weile um herauszubekommen, was Gott sagen könnte. Aber sie hörte in diesem Moment nichts. Sie nahm sich die Bibel in die Hand und versuchte ein wenig darin zu lesen um eventuell dort eine Antwort zu finden. Wieder nichts. Sehr viel aufbauendes, aber nicht die Antwort, die sie brauchte.
Ihr Mann kam dann auch schon wieder und sie hatte dann keine Zeit darüber weiter nachzudenken.
Beim Abendessen saßen sie zusammen mit einem Ehepaar, die sehr nett waren, er hatte auch den Spaziergang mitgemacht. Die beiden Männer redeten über den Spaziergang und wie schön sie die Reise fanden. Die andere Frau erzählte, dass sie sich langsam wieder auf ihre Arbeit freut. Sie hat ein kleines Cafe, indem sie mit 2 Angestellten arbeite und sie genieße es mit den Gästen. Manche kommen mehrmals die Woche …..
Gerlinde hörte ihr zu besonders den Teil, dass sie sich darauf freut. Sie freut sich auf ihre Arbeit. Würde ich mich auch auf die Arbeit freuen fragte sie sich. Sie brauchte nicht lange überlegen und sie wollte es fast laut ausrufen, ja, ich würde mich auch freuen. Damit hatte sie endlich ihre Antwort. Jetzt wusste sie, dass sie bei Frau Klein anrufen wird und zusagen wird. Voller Freude verbrachte sie den restlichen Urlaub, denn jetzt hatte auch sie eine Aufgabe, auf die sie sich freute.
Sie musste nur schaun, wie sie das mit dem nicht darüber reden hinbekommt, denn sie hätte es am liebsten ihrem Mann erzählt.
Ihrem Mann fiel es nicht so auf, denn Gerlinde war meist fröhlich, wenn sie Zeit miteinander verbrachten und da es hier schön war dachte er nur, dass sie sich über den Urlaub so freute.


Wieder Zuhause
Als sie wieder Zuhause waren war der Alltag wie immer, ihr Mann ging sehr früh aus dem Haus und kam abends erst wieder. Sie waren schon drei Tage wieder Zuhause, da nahm Gerlinde endlich das Telefon in die Hand und wollte gerade Frau Klein anrufen. Diesmal hatte sie Roslind dran und sie war erleichtert.
„Oh, schön, dass ich dich am Apparat habe,“ sagte Gerlinde.
Roslind war erstaunt, denn die Stimme kam ihr im ersten Moment nicht bekannt vor. Doch dann sagte sie: „Ach, du bist es Gerlinde, wir haben uns schon Gedanken gemacht, ob etwas passiert ist, weil du dich nicht gemeldet hast. Ich hoffe du hattest einen schönen Urlaub.“ Roslind wollte nicht nachfragen, denn sie dachte sich, dass Gerlinde ihr oder Frau Klein die Antwort geben wird. Sie fragte nur, ob sie Frau Klein holen solle. Gerlinde hätte am liebsten von ihrem Urlaub erzählt, aber jetzt war die Absprache mit Frau Klein wichtiger.
„Ja, kannst du sie mir geben,“ sagte Gerlinde und sie hörte nur, wie der Hörer auf den Tresen gelegt wurde. Kurze Zeit später hörte sie: „Klein, hallo Gerlinde, was kann ich für sie tun.“
Roslind hörte gespannt mit. Leider konnten sie nicht auf laut stellen, da sonst Kundinnen mitgehört hätten und das wollten sie nicht. Beide waren gespannt. Endlich fing Gerlinde an zu sprechen und sagte: „ Ich würde gern bei Ihnen anfangen, wann kann ich vorbeikommen und mit Ihnen alles absprechen?“
Roslind freute sich und zeigte ihrer Kollegin einen Daumen hoch.
Frau Klein sagte: “Übermorgen Früh würde es passen oder warten Sie wie wäre es mit Morgen Abend?“
Gerlinde war am Überlegen und es dauerte ein wenig, bis sie antwortete: „Morgen Abend geht leider nicht, da kann ich nicht. Aber Übermorgen Früh, dass geht. Soll ich morgens schon gleich zur Gebetszeit kommen?“
„Ja, gern“, sagte Frau Klein, „dann bis dann.“
Endlich hatte Gerlinde sich getraut, aber sie fragte sich, wie sie das hinbekommen soll. Sie schaute in ihren Kalender um nachzusehen, wann sie überhaupt arbeiten könnte. Sie schrieb sich die Zeiten raus, die sie wusste, dass es hinhaut. Morgens war meist die Zeit. Sie musste nur schaun, dass nicht gerade ein spontanes Frühstück mit ihren Freundinnen auf die Termine fiel. Ab und zu kam es mal vor.
An dem Morgen war Gerlinde pünktlich da. Sie freute sich darauf und war gespannt, wie es sein wird regelmäßig zu arbeiten. Die Gebetszeit fand sie schön und sie dachte, eigentlich hätte es noch ein wenig länger dauern können. Aber jetzt ging für die Anderen die Arbeit los.
Sie setzte sich mit Frau Klein ins Büro und sie sprachen ab, was möglich war und wie sie Termine für Kundinnen absprechen könnten, denn jedesmal Gerlinde anrufen geht ja auch nicht. Frau Klein fand es gut, dass Gerlinde schon nach Zeiten geschaut hatte und sie trug sie in den Kalender ein.
„Wir werden sehen, wen wir Ihnen als erstes geben können als Kundin, denn wir sehen meist zu, dass jeder seine Kundinnen behält“, meinte Frau Klein.
Gerlinde nickte. Nun bearbeiteten sie Gerlindes Vertrag und nach kurzer Zeit war alles fertig. „So, dass heißt, wir sehen uns übermorgen wieder. Freut mich“, sagte Frau Klein und sie verabschiedeten sich. Frau Klein hoffte nur, dass sich Gerlinde eher meldet, und nicht immer Zeit verstreichen lässt, wenn irgendetwas ist.
Gerlinde ging fröhlich wieder nach Hause, schaute aber auf die Uhr und stellte fest, dass sie sich bald mit ihren Freundinnen treffen würde. Aber sie braucht noch Sachen, die sie dort im Laden tragen kann. Später, dachte sie nur und fuhr nach Hause.
Als sie ihre Freundinnen traf wollte sie am liebsten losplappern und ihnen die Neuigkeit erzählen, aber sie schwieg und freute sich die beiden wieder zu sehen.
Roslind freut sich über Gerlindes Anfang
Roslind war bei der Arbeit schon außergewöhnlich fröhlich. Die Kolleginnen ließen sich davon anstecken, so dass sich die Kundinnen darüber wunderten, dass alle so gut gelaunt waren. Es fiel halt auf. Nicht, dass sie sonst nicht fröhlich waren, aber heute war es anders. Eine Kundin fragte schon nach, was es denn „zu feiern gibt“. Roslind schaute Frau Klein an, die nickte nur und so erzählte Roslind, dass sie eine neue Kollegin hätten und dass sie sich darüber sehr freut. Oh wie schön, wann fängt sie denn an? Wollte die Kundin wissen. Roslind sagte nur jetzt die Tage. Damit war das Gespräch darüber beendet.
Als Roslind nach Hause kam war sie immer noch so fröhlich. Den Kindern fiel es nicht so auf, aber als ihr Mann nach Hause kam fragte er: „Was ist los? Du bist so fröhlich.“ Roslind sagte erst nur: „Ich weiß nicht, ob ich es dir verraten darf.“ Doch dann platzte es aus ihr heraus: „Gerlinde fängt bei uns für ein paar Stunden die Woche an und darüber freue ich mich so.“
„Oh, schön, das freut mich für euch. Du hattest ja schon öfter davon geredet,“ sagte ihr Mann. Er freute sich immer, wenn seine Frau so fröhlich war, denn es färbte auf die ganze Familie ab und außerdem machte sie dann auch sein Lieblingsessen.
Auch am nächsten Tag war von der Freude noch viel zu spüren.
Endlich war auch der Tag da, an dem Gerlinde wieder mit im Laden war. Roslind arbeitete wieder mit ihr zusammen und die Kundinnen gingen sehr zufrieden nach Hause. Gerlinde musste dann schon wieder weg, aber sie hatten 3 Kundinnen gemeinsam die Haare gemacht und jede hatte etwas an sich verändern lassen. Es machte ihr Spaß zu zweit zu arbeiten und gemeinsam mit der Kundin zu schaun, was man verändern könnte, denn Gerlinde hatte neue Ideen und so lernten sie voneinander.


Mara trifft Gerlinde vor dem Frisiersalon
Mara fuhr manchmal an dem Frisiersalon von Frau Klein vorbei und überlegte, ob sie nicht doch wieder dort anfangen sollte. Oder doch noch ein paar andere Frisiersalons ausprobieren? Aber es war schon gut dort, dachte sie. Naja, Erfahrung woanders sammeln ist auch nicht schlecht. Mit dem Gedanken fuhr sie an dem Laden vorbei und sah Gerlinde gerade herauskommen. Sie drehte um und fragte; „Na, nur beim Friseur gewesen oder angefangen zu arbeiten?“
Gerlinde hatte sie noch gar nicht gesehen. Sie schaute hoch und sagte: „Ach, du bist es Mara, ich hatte schon gedacht es wäre jemand anderes. Ja, ich habe mich entschlossen wieder ein wenig zu arbeiten und es macht Spaß. Das hätte ich nie so erwartet.“
Mara: „Wie kommt es? Was hat dich denn dazu gebracht?“
Gerlinde: „Ach, auf unserer Urlaubsreise sagte die eine Frau, wie schön es ist nach Hause zu kommen und wieder zu arbeiten und eine Aufgabe zu haben. Und da fiel mir auf, dass ich auch so etwas brauche, worauf ich mich freue, wenn ich nach Hause komme. Denn jedes Mal zu denken was mache ich denn jetzt, wenn ich nach Hause komme ist auch nicht so schön. Darum habe ich es einfach gewagt. Ich hoffe, dass ich es hinbekomme. Und wie geht es dir? Du müsstest doch auch schon dir überlegen, was du nach der Ausbildung machst.“
Mara war am überlegen, was sie antworten sollte, denn sie war selber so unentschlossen. „Ich weiß es nicht, ich überlege noch, außerdem dauert es noch eine Weile bis ich fertig bin und dann muss ich schauen, ob ich die Prüfungen bestehe. Eines weiß ich, dass ich bei Frau Schmidt nicht übernommen werde. “
Gerlinde war am überlegen, ob sie ihr helfen sollte, doch den Gedanken verwarf sie schnell, denn dafür hatte sie die Zeit nicht. Schade dachte sie nur.
Gerlinde: „Na, dann hoffe ich, dass du es schaffst und dann weißt, wo du hingehst.“
Sie verabschiedeten sich und Gerlinde musste daran denken, wie es ihr nach der Ausbildung ging. Sie wusste auch nicht wohin, denn sie wurde damals nicht übernommen, dass stand schon genauso fest wie bei Mara.
Mara fuhr nach Hause und machte sich weiter darüber Gedanken, was sie tun sollte. Jetzt arbeitete auch Gerlinde bei Frau Klein und das machte es noch ein wenig interessanter, aber es blieb die Frage, ob sie dann noch eine Stelle hätten für sie. In der Schule redeten sie oft über die Frisiersalons, jeder erzählte, wie es ihm dort geht und was gut und schlecht daran ist. Es war nicht so einfach, denn überall gab es etwas, was nicht so gut war oder wer nicht so nett war. Aber trotzdem musste irgendwann eine Entscheidung her. Mara war der Meinung: Naja, erst einmal noch einen anderen Salon kennen lernen und dann schaun, was am Besten ist. Es gab einige Friseursalons in Hamburg, also hatte sie eine große Auswahl. Doch gerade wegen der großen Auswahl und den Eigenarten ist es nicht leicht.


Gerlindes erste Kundin
Heute war es endlich so weit. Gerlinde hatte immer mit Roslind zusammen gearbeitet und heute sollte sie die Kundin allein frisieren. Sie kannte das zwar, aber es war so lange her und daher war es schön gewesen, mit Roslind zusammen zu arbeiten. Sie begrüßte die Kundin, zeigte ihr den Stuhl und fragte, ob sie etwas anders haben wollte oder nur die Haare etwas kürzen. Die Kundin wollte nur die Haare etwas kürzer haben. OK, dachte sich Gerlinde und fing an die Haare zu kürzen.
Es war nicht das Problem die Haare zu kürzen, aber irgendwie funktionierte das Reden mit der Kundin nicht. Mit Roslind war es einfacher, sie stellte Fragen oder schwatzte einfach drauf los. Wenn sie selbst beim Friseur war, dann war es auch nicht das Problem, aber schweigend die Haare schneiden, das war schon merkwürdig.
Jasmin schaute ab und zu rüber und sie merkte, dass Gerlinde Probleme hatte. Sie ging ein wenig dichter, als sie die Zeit hatte und fragte die Kundin, wie es ihr gehe und was mit ihren Enkelkindern ist. Gerlinde atmete auf und fing auch an sich an dem Gespräch zu beteiligen. Endlich, dachte sie und es machte ihr wieder Spaß.
Hinterher ging sie zu Jasmin und bedankte sich bei ihr für ihre Hilfe. „Kein Problem“, sagte Jasmin, „ich kenne es und finde es ätzend, wenn ich nicht weiß, wie ich mit der Kundin reden kann. Mir fällt auch öfter nichts ein und dann hat mir oft Roslind geholfen.“
Nun kam die nächste Kundin. Gerlinde war etwas aufgeregt, ob sie es hier besser hinbekommen würde, denn sie wusste selbst, wie gut ein Friseurbesuch war, wenn man miteinander redet. Also überlegte sie sich, was Jasmin oder Roslind mit den Kundinnen geredet hatte. Und auch, was sie beim Friseur immer redete. Gar nicht so einfach. Früher in der Ausbildung und danach ging es leicht. Jetzt war es auf einmal so schwer.
Jasmin kam wieder zu ihr und sagte: „Du kriegst das schon hin. Zur Not helfen wir dir mit ein paar Ideen. Bei der Frau, die jetzt kommt kannst du über Urlaub reden, frag sie wo sie war.“
Gerlinde atmete auf und dann war auch schon die Kundin da. Wieder begrüßte Gerlinde die Kundin und führte sie auf ihren Platz. Was sie als erstes mit der Kundin klären musste war ja klar, aber dann. Ein wenig unruhig war Gerlinde, aber sie versuchte es sich nicht anmerken zu lassen. Sie betete kurz: „Gott hilf mir, ich brauche deine Hilfe.“ Das hatte sie schon lange nicht mehr getan und sie merkte, wie es ihr ein wenig Ruhe gab.
Dann fing sie an die Kundin zu fragen, ob sie etwas verändert oder nur gekürzt haben wollte. „Nein, nur ein wenig kürzer und auch waschen, denn dann sehen sie erst einmal besser aus“, sagte die Kundin. Gerlinde war ein wenig erleichtert, denn das Waschen übernahm dann Jasmin und vielleicht konnte sie dann etwas aufschnappen, worüber sie mit der Kundin reden konnte. Also brachte sie die Kundin zum Waschbecken und übergab an Jasmin. Sie schwatzte munter mit der Kundin drauf los und sie hörte sie lachen. Es ging um, leider konnte sie nicht viel verstehen. So musste sie doch versuchen selbst ein Gesprächstema mit der Kundin zu finden.
Jasmin übergab ihr die Kundin und sagte: „Familientreffen in Lüneburg vielleicht hilft dir das.“ Oh ja, ein weinig schon. Lüneburg, dort ist sie manchmal zum Shoppen hingefahren. Mal sehen, was mir so einfällt, dachte sie. Nun ging es daran die Haare zu schneiden und ein wenig mit der Kundin zu reden. Haare schneiden war ja einfach und das tat sie auch. Nun noch mit der Kundin reden. Sie fragte: „Wie hat ihnen Lüneburg gefallen?“ Und die Kundin erzählte munter drauf los, so dass Gerlinde erleichtert war und dachte: Danke, Gott.
Diese Kundin tat ihr gut und sie kam auch ab und zu mal zu Wort. Hinterher bedankte sie sich noch bei Jasmin und ging dann fröhlich nach Hause. Es tat gut wieder zu arbeiten und eine Aufgabe zu haben, noch schöner war, dass es ihr auch Spaß machte. So langsam kam sie dann auch immer mehr rein mit den Kundinnen zu reden und dadurch wurde es immer leichter. Auch mit der Kundin, mit der sie ganz zu Anfang Probleme hatte wurde es mit der Zeit einfacher.
Gerlinde freute sich immer, wenn sie ein paar Stunden arbeiten ging und sie hätte am liebsten noch mehr gearbeitet. Aber sie musste soweit alles hinbekommen, dass es niemand auffiel.


Morgenstunde im Salon
Langsam hatte sich Gerlinde eingelebt und sie genoss die Zeit morgens beim Beten. Sie wäre am liebsten auch gern an den Tagen dort mit hingegangen, wenn sie nicht arbeiten musste, aber da genoss sie auch die Zeit morgens Zuhause. Außerdem reichte die Zeit da nicht aus, denn an den Tagen traf sie sich immer mit ihren Freundinnen zum Frühstück.
Diese Zeit des Gebets fand sie immer sehr entspannend, denn sie merkte, wie wertschätzend Gott ist und wie sehr er jeden Menschen liebt. Sie hatten immer Zeit gemeinsam in Gottes Wort, eine Bibelstelle, zu lesen und darüber zu sprechen. Aber der meiste Teil nahm das Gebet ein und dann noch einige Absprachen.
Als der erste Konflikt aufgetreten war zwischen 2 Kolleginnen staunte Gerlinde, wie ruhig doch miteinander gesprochen wurde und wie oft dieses „Problem“ vor Gott gebracht wurde. Es dauerte einige Zeit, aber dann entschuldigten sie sich und versuchten besser miteinander umzugehen. Das gelang nicht und so wurde wieder versucht das Problem, den Konflikt zu lösen. Die Beiden gingen sich erst einmal aus dem Weg, soweit man das tun kann, wenn man miteinander arbeitet. Aber sie merkten auch, dass sich etwas ändern musste. Aber wie? Eine von den Beiden machte den Vorschlag, dass sie sich gegenseitig jeden Morgen, Mittag und Abend etwas Positives sagen sollten, damit sie nicht immer nur den Fehler des anderen sehen.
Das versuchten sie dann auch einige Zeit und es wurde besser. Irgendwann ließ es nach und alle horchten, ob es jetzt wieder schlechter wurde. Aber sie hatten sich mit der Zeit so daran gewöhnt, bei dem Anderen etwas Positives zu entdecken, dass sie es immer noch weiter machten, nicht indem Maß, aber Sie gingen gut miteinander wieder um.
Alle waren erleichtert und dankten Gott, dass es besser geworden ist.
Langsam lernte Gerlinde auch immer mehr Lieder, die morgens gesungen wurden und es gab immer wieder neue Lieder, mit denen Gott die Ehre gegeben wurde. Sie kannte immer nur die Lieder aus dem alten Gesangbuch, die waren auch gut, aber die neuen Lieder waren so anders und schön. Die Texte passten auch immer zu dem, wie es ihr ging und das fand Gerlinde gut. Manche Lieder kannte sie langsam auswendig und diese sang sie bei der Arbeit und auch Zuhause. Ihrem Mann fiel das nicht so auf, denn sie sang immer Lieder, wenn sie fröhlich war und das war sie meist, wenn sie miteinander Zeit verbrachten.
Allen anderen ging es auch oft so, dass sie die Lieder leise im Salon sangen, manchmal auch laut, wenn sie wussten, dass die Kundinnen die Lieder selber kannten oder sie gerne hörten.
Gerlinde wunderte sich oft über dass, was sie dort erlebte und sagte: „Es ist schon etwas besonderes hier zu arbeiten.“


Die Prüfungen für Mara
Die Zeit der Ausbildung war auch für Mara langsam vorbei. Die Prüfungen standen bevor und sie wusste nicht, wie sie diese bestehen sollte, denn es war soviel noch zu lernen, dass sie wegen des Arbeiten nebenher nichts machen konnte. Am liebsten hätte sie sich krank gemeldet, damit sie Zeit hatte zum lernen. Das ging aber nicht, denn sie wollte ja auch üben für die praktische Prüfung. Also musste eine andere Lösung her.
Sie klärte es, dass sie erstmal den Nebenjob im Restaurant bis nach den Prüfungen pausieren konnte. Es machte ihr auch Spaß, aber sie brauchte die Pause. Das Haare frisieren konnte sie langsam richtig gut und dadurch machte es ihr sehr viel Spaß.
Aber diese blöden Prüfungen. Das war der Grund, warum sie keine Ausbildung machen wollte. Sie konnte zwar dafür lernen und konnte auch vieles wiedergeben, aber genau in so einer Prüfung war alles wie weggepustet. Nichts mehr da, vielleicht ganz leichte Antworten die gingen, aber normale Fragen, die sie im Unterricht beantworten konnte, dass ging dann nicht. Was sollte sie nur tun?
Sie übte so gut sie konnte, aber jedesmal, wenn sie dann an die Prüfung dachte hatte sie das Gefühl, als wenn alles weg wäre. Sie versucht mit ihren Mitschülerinnen zu üben, aber die wollten teilweise auch nicht, da sie merkten, dass Mara nichts wiedergeben konnte, wenn sie an die Prüfung dachte.
Sie versuchte Sven zu mobilisieren, denn der wusste, dass sie dieses Problem hatte und versuchte mit ihm zu üben. Es klappte mit ihm auch und sie wurde ein wenig ruhiger. Doch der Prüfungstermin kam immer näher und sie hätte sich am liebsten in eine Ecke verkrochen. Leider ging das nicht, denn sie musste die Prüfungen bestehen, sonst gab es diesen Beruf für sie nicht mehr. Sie wurde immer verzweifelter und fragte sich, was sie denn tun könnte.
Manche Mitschüler schlugen ihr ein Beruhigungsmittel vor, andere sagten ihr, dass sie zum Psychiater gehen sollte. Einfach zum Arzt oder in eine Apotheke. Das tat sie dann und fragte, ob sie ein leichtes Beruhigungsmittel bekommen könne. Die in der Apotheke gaben ihr etwas, sie probierte es aus und stellte fest, dass es nichts bringt. Sie ging zum Arzt und ließ sich etwas aufschreiben, sie schaute es skeptisch an. Aber die Prüfung rückte immer näher, deswegen versuchte sie auch das Medikament. Leider schlief sie davon viel zu gut, es half also auch nicht. Also wieder zum Arzt, wieder ein neues Medikament. Diesmal schlief sie nicht, sondern war ganz beduselt, als wenn sie Alkohol getrunken hätte. Nein, das half auch nicht.
Was sollte sie nur tun? Sie hatte leider keine Antwort.


Mara braucht Hilfe
Mara versuchte eine Lösung von ihren Freunden und auch ihrer Familie zu bekommen, aber keiner wusste was sie tun könnte. Also was nun?
Natürlich fielen ihr auch Roslind und Frau Klein ein, aber die würden ja nur mit ihrem Gott und Jesus kommen und das wollte sie nicht. Ist halt nicht meins, dachte sie. Also ging sie nicht zu ihnen, sondern versuchte so gut es ging alleine klar zu kommen. Natürlich ging ihr der Gedanke an Gott nicht aus dem Sinn und sie schob ihn immer wieder bei Seite.
Als wenn sie mit Absicht in Richtung der Bank vor der Gemeinde am Sonntag gegangen ist, doch Mara schaute erstaunt hoch, wo sie in dem Moment gelandet war und dass sie Jemand rief. Es war Roslind. Nein, dich brauche ich jetzt nicht, dachte Mara. Doch zu spät, eigentlich war sie erfreut Roslind zu sehen, denn sie hatte ihr schon öfter geholfen, wenn es um die Ausbildung ging. Sie gab ihr manchmal Tipps, die ihr immer gut geholfen haben. Aber hier, wollte sie ihre Antwort nicht hören, denn sie wusste sie ja eigentlich.
Sie setzten sich auf die Bank und Roslind fragte nicht mit einer Silbe, wie es ihr geht, sondern erzählte wie schön es ist, dass jetzt Gerlinde bei ihnen arbeitet und noch so einiges, was anders ist bei ihnen im Salon.
Auf einmal stutzte Roslind und sagte: „Mara, du bist so ruhig, so kenne ich dich gar nicht. meist erzählst du doch immer so fiel wie ich, was ist los?“
Mara: „Ach, nichts, nur die Prüfungen.“
Roslind: „Die machst du doch mit links. Du kannst das doch alles.“
Mara: „Ja, eigentlich schon. Aber ich mag keine Prüfungen.“
Roslind: „Ich denke die mag Niemand, aber leider müssen sie sein, damit, ach, dass weißt du selbst.“
Mara: „Kann man nicht ohne Prüfungen weiter arbeiten? Gibt es nicht eine andere Möglichkeit?“
Roslind: „Leider nicht, aber da muss jeder durch, wenn er einen Job lernt. Kann ich dir irgendwie helfen?“
Mara hätte am liebsten Ja geschrien, aber irgendetwas ließ sie NEIN sagen, in einer Art und Weise, dass Roslind stutze und schwieg. Mara hatte jetzt eine lange Rede von Roslind erwartet, wie sie es von ihren Eltern her kannte, aber sie schwieg einfach nur und sagte nichts mehr. Beide saßen da und schwiegen sich an. Mara wollte immer aufstehen, aber irgendwie wollte sie auch nicht. Sie fand es schön, dass Roslind schweigend mit ihr da saß und sie nicht mit irgendwelchem Blabla bombardierte.
So saßen sie eine Weile, bis Roslind fragte: „Und was nun?“
Mara zuckte mit den Schultern und hätte sich am liebsten bei Roslind angekuschelt. Nein, das ging aber nicht, so etwas konnte sie doch nicht tun. Aufstehen und weggehen, dass wollte sie auch nicht. Sie genoss es schweigend mit Roslind da zu sitzen. So saßen sie noch eine Weile.
Mara: „Ich werde wohl durchfallen wie immer und dann schaun, was ich tun kann. Schade es macht mir so viel Freude.“
Roslind schwieg immer noch.
Mara: „Ist halt so, kann ich nicht ändern. Ich weiß halt nicht, was ich tun kann. Immer wieder, wenn ich an die Prüfung denke, weiß ich nichts mehr, gar nichts, egal was ich mache, es geht nicht. Ich habe schon mit meinen Freundinnen geübt, ich habe sogar Sven gefragt und der hat auch mit mir geübt. Ich war sogar beim Arzt und habe Medikamente ausprobier, nichts, nichts geht.“
Roslind war am Überlegen, ob sie Mara sagen sollte wie wäre es, wenn wir Gott das hingeben und ihn bitten, dass er dir hilft? Sie war sich nicht sicher und so war sie weiter am Überlegen, was sie sagen sollte und wie sie Mara helfen könnte. Sie betete zu Gott und fragte ihn, was sie ihr sagen sollte, Gott, wie kann ich ihr helfen? Die Idee mit ihr zu beten ließ Roslind nicht los. Doch dann fragte sie Mara: „Was ist passiert, das du solche Angst davor hast? Vielleicht hilft es, wenn du darüber redest?“
Mara: „Ach, das hatte ich auch schon mehrmals versucht und es hat nicht geklappt. Meine Mutter hatte mich sogar zum Psychologen gebracht, aber der hat nur zugehört und mir ein paar Ratschläge gegeben, indem ich selber überlegen sollte, was ich tun kann und mehr nicht. Das hat mir auch nicht geholfen.“
Roslind: „Vielleicht können wir zusammen noch einmal schaun, was dich so ängstlich macht und darüber beten?“
Mara war nicht so begeistert, denn beten war halt nicht ihrs. Doch warum sollte sie es nicht ausprobieren, denn sie brauchte Hilfe und im Laden von Frau Klein hat es auch geholfen. „Na gut“, sagte Mara. „Aber nicht jetzt ich muss nach Hause. Wann können wir uns treffen? Hast du morgen Zeit?“
Roslind überlegte und sagte: „Morgen früh, vor der Arbeit, passt dir das?“
Mara: „Morgen früh, dass bekomme ich hin. Aber drinnen beim Bäcker hier um die Ecke?“ Sie verabredeten sich und gingen nach Hause.


Das Treffen vor der Arbeit
Beide waren noch müde als sie sich trafen. Sie bestellten sich jeder einen Kaffee und dann sagte Roslind: „Lass uns ruhig als erstes Gott bitten mit hier zu sein.“
Mara: „Na gut.“ Roslind betete kurz und dann fingen sie an zu reden.
Mara versuchte zu überlegen, was es gewesen sein könnte, dass sie die Prüfungen immer nicht schaffte und woher diese Angst kam. Nein, dies war es nicht und jenes auch nicht, sie überlegten vieles gemeinsam aber kamen nicht voran.
Dann mussten auch beide zur Arbeit, so verabredeten sie sich für den nächsten Morgen.
Diesmal trafen sie sich bei einem anderen Bäcker und tranken wieder Kaffee. Beide waren etwas munterer. Auch diesmal betete Roslind um Gottes Hilfe. Wieder erzählte Mara einiges aus ihrem Leben und wieder überlegten sie miteinander ob darin der Grund lag. Wieder nichts. Wieder gingen sie auseinander ohne Ergebnis.
Nächsten Morgen saßen sie wieder bei einem anderen Bäcker wieder Kaffee.
Roslind betete und sie sprachen weiter. Mara sagte: „Ich kann mich an eine Arbeit erinnern, die wir in Französisch geschrieben haben. Meine Lehrerin hatte mich irgendwie auf den Kieker. Immer wieder nahm sie mich dran, wenn ich mich nicht gemeldet habe und wenn ich mich meldete, dann übersah sie mich. Dann kam die erste Arbeit bei ihr und ich habe sie völlig verhauen. Ich bekam von ihr den Kommentar, dass sie sich das schon gedacht hätte. Ich wechselte bald die Schule, weil wir umgezogen waren und von daher habe ich gedacht, dass es mir egal ist, wie die Lehrerin war. Aber anscheinend doch nicht.“
Roslind hörte nur zu und meinte: „Wie kommst du darauf?“
Mara: „Jedesmal, wenn ich eine Arbeit schrieb musste ich immer an diesen Kommentar der Lehrerin denken und dadurch fiel die ein oder andere Arbeit in der Schule nicht gut aus. Ich weiß nicht, warum ich vor den Arbeiten immer an sie denken musste. Ist mir nie so aufgefallen, da ich mir immer sagte, die ist mir egal. Die habe ich nicht mehr also ist es doch egal.“
Roslind: „Wie kommt es, dass es dir jetzt so aufgefallen ist? Du hast doch bestimmt mit jemandem über diese Situation schon gesprochen?“
Mara: „Nein, dieses Erlebnis war mir zu unbedeutend und es ist mir nie eingefallen, wenn ich mit anderen über die Prüfungsangst gesprochen habe.“
Roslind: „Schön, dann wissen wir wenigstens woher es kommt. Jetzt müssen wir nur noch schaun, wie wir bzw. du das Problem lösen kannst.“
Roslind fing an zu beten und Gott zu danken, dass er Mara gezeigt hat, dass es von diesem Erlebnis kam, dass sie Prüfungsangst hat und gab es Gott hin Ihnen weiter zu helfen.
Sie mussten beide wieder zur Arbeit und verabschiedeten sich.
Diesmal mussten sie ein paar Tage Pause machen um sich morgens zu treffen, da beide irgendwie nicht konnten. Das gab Mara ein wenig Zeit über diese Situation mit der Lehrerin nachzudenken. Nein, so wichtig konnte es doch nicht gewesen sein oder doch? Sie stellte sich die Frage und dachte dann, das bringt mich jetzt nicht weiter, ich werde sehen, was Roslind und ich da verändern können.
Aber Gott, kann er wirklich eingreifen?
Gott gehörte für sie immer in eine Kirche, aber nicht in ihr Leben. Das war ihr irgendwie zu nah. Doch sie wusste, dass im Laden von Frau Klein sich einiges verändert hatte und dass sie selbst gemerkt hat, wie unterschiedlich die beiden Frisiersalons doch waren. Kann es wirklich an diesem Gott liegen? Oder ist es nur, dass sie sich selber mehr Mühe geben? Sie wollte Roslind darauf ansprechen meinte aber, dass sie sowieso sagen würde, dass Gott es getan hat. Also fragte sie Roslind doch nicht.
Sie trafen sich dann endlich wieder.
Roslind: „Na, hast du dich ein wenig mit der Situation beschäftigt?
Mara: „Ja, aber ich bin nicht weiter gekommen. Ich kann damit nichts anfangen, bis auf das die Situation mit der Lehrerin doof war.“
Roslind: „Ich weiß, dass du nicht viel davon hältst, aber ich möchte Gott einladen, wieder uns zu helfen, vielleicht kommen wir dann noch ein wenig weiter.“
Mara meinte nur: „Mach ruhig.“ Und Roslind betete.
Sie schwiegen sich diesmal eine Weile an. Keiner von beiden hatte eine Idee, wie es weiter gehen kann. So machten sie wieder eine Pause mit dem morgendlichen Treffen und wenn sie sich trafen betete Roslind und es passierte nicht viel. Mara wollte schon langsam aufgeben und sagte zu Roslind: „Lass uns eine Weile Pause machen, bislang bringt es nichts.“
Roslind war einverstanden und sagte: „Ich bete aber weiter dafür, dass dir Gott dabei hilft.“


Mara‘s Gespräch mit Sven
Mara suchte am Wochenende Sven auf und versuchte mit ihm zu reden. Sie wollte wissen, wie er das mit seinen Prüfungen gemacht hatte. Vielleicht ist ihm ja eine Idee eingefallen, denn sie hatten auch schon mehrmals miteinander darüber gesprochen. Geholfen hat er ihr auch und sie wurde bei ihm ja auch ruhiger. Also setzen sie sich zusammen und Sven erzählte, was ihm geholfen hat.
Er fing dann auch mit Gott an und dass er ihm dankbar dafür ist.
Mara dachte sich: Auch das noch, er auch.
Sven erzählte aber von seinem Erlebnis und wie er seine Angst überwunden hat. Nicht nur einfach Gott gegeben, sondern auch immer wieder zu sich selbst gesagt, wenn diese Angst hoch kam: Mein Gott ist größer, mein Gott hilft mir und mit ihm werde ich es schaffen.
Sie fragte ihn: „Meinst du, dass es mir auch helfen wird?“
Sven: „Wenn du daran glaubst was du sagst, dann hilft es auch dir. Probier es doch einfach aus und schau, was sich verändert.“
Mara: „Ich weiß nicht, dass hört sich alles so merkwürdig an.“
Sven: „Wenn du es nicht versuchst, dann weißt du nicht, ob es hilft. Versuche es und vertraue dabei auf Gott.“
Mara. „Ich glaube doch gar nicht an diesen Gott, wie soll das denn dann gehen?“
Sven: „Versuche es, vielleicht erlebst du Gottes Hilfe trotzdem.“
Mara. „Ich werde es versuchen, denn viel Auswahl habe ich nicht mehr und die Prüfungen sind bald.“
Mara rief Roslind an und verabredete einen Termin, wieder trafen sie sich morgens im Kaffee und Mara erzählte, was Sven zu ihr gesagt hatte. Irgendwie wollte Mara, dass Roslind für sie betete, damit es funktioniert, wenn sie diesen Satz ausspricht, dass es auch hilft.
Roslind betete für Mara und sie gingen wieder auseinander.


Mara’s lernen – Die Prüfung
Mara setzte sich hin und lernte wie immer weiter. Sie bat Roslind, sie ab und zu abzufragen, was sie morgens immer wieder taten.
Es war nicht so einfach, denn Mara bekam es immer nicht hin Roslind zu antworten. Sie sagte immer nur: „Dieser Satz von Sven haut nicht hin.“
Roslind: „Vielleicht solltest du ihn laut aussprechen, probier es mal.“
Nun sprach Mara immer wieder diesen Satz aus: „Mein Gott ist größer, mein Gott hilft mir und mit ihm werde ich es schaffen.“ Es tat sich eine ganze Weile nichts und sie hätte am liebsten gesagt, ach komm wir lassen es, aber irgendetwas hinderte sie daran. Und so versuchten die Beiden es hinzubekommen und Mara merkte erst gar nicht, wie sie anfing Antworten zu geben ohne lange zu überlegen und mit der Zeit konnte sie Roslind richtig gut Antworten auf die Frage, die sie stellte.
Roslind sagte erst gar nichts dazu und dachte, dass es Mara selbst auffallen sollte. Doch Mara fiel es nicht auf. Sie übten einige Zeit und dann kamen die Prüfungen.
Mara sagte: „Roslind, ich hoffe, dass ich die Fragen genauso gut wie bei dir beantworten kann.“ Sie sagte kein Wort von Gott oder ob dieser Satz geholfen hatte, denn sie wollte die Prüfung abwarten.
Dann kam der Tag an dem die schriftliche Prüfung war. Sie hatte Angst und sprach den Satz, den ihr Sven gesagt hatte immer wieder aus. Sie flüsterte ihn immer wieder. Auch in der schriftlichen Prüfung. Der Lehrer ermahnte sie, dass sie leise sein soll. Aber sie konnte Antworten hinschreiben, zwar nicht so, wie sie Roslind geantwortet hatte, aber sie schrieb und das tat ihr gut.
So den Teil hatte sie geschafft. Sie wusste nicht welche Zensur sie bekam, aber sie hat etwas geschrieben und das konnte sie sonst nicht. Erster Teil war besser als sonst. Nun kam für sie der praktische Teil. Das Durchführen war nicht so das Problem, aber vielleicht auch etwas dazu zu sagen, dass fiel ihr so schwer. Doch mitten in der Prüfung vielen ihr zwei, drei Sätze ein und somit ging es auch. Auch hier war wieder die Frage wegen der Zensur und ob sie es geschafft hatte. Doch die Lehrer sagten ihr nichts.
Also auf die Mündliche warten. Der Tag kam ihr viel zu schnell heran, als ihr lieb war. Sie hätte lieber noch einige Tage mit Roslind geübt, doch jetzt war es soweit.
Sie ging mit schlotternden Knien dahin und sagte die ganze Zeit vor sich hin: „Mein Gott ist größer, mein Gott hilft mir und mit ihm werde ich es schaffen.“
Sie saß im Prüfungsraum und wäre am liebsten weggelaufen, aber das ging jetzt nicht mehr. Sie musste da jetzt durch, egal wie schlecht ihr war und wie nervös sie war. Die erste Frage wurde ihr gestellt und sie konnte keine Antwort geben. Sie wusste die Antwort, als Roslind ihr die Frage gestellt hatte, aber jetzt war die Antwort weg. Wieder sprach sie den Satz von Sven aus. Die nächste Frage, wieder konnte sie nicht antworten. Diesmal sagte sie: „Gott, du hast mir bei Roslind so gut geholfen, hilf mir auch hier.“ Wieder eine neue Frage, die Lehrer wurden etwas unruhig, warteten aber ab. Es war eine leichte Frage und Mara überlegte. Die Antwort ging ihr im Kopf rum, doch aussprechen? Ich muss sie sagen, sonst…. Sie gab sich Mühe und eine merkwürdige Antwort kam heraus. Sie versuchte es nochmal und diesmal kam die richtige Antwort. Mara war erleichtert und atmete tief durch. Nun kam wieder eine leichte Frage, diesmal fiel ihr sofort die Antwort ein und sie kam auch gleich richtig heraus ohne Umwege. Langsam ging es ihr besser. Sie dachte nur: „Bloß keine schwere Frage, bloß nicht.“ Es kamen jetzt noch drei leichte Fragen, die sie dann auch ganz gut beantwortet hatte. Jetzt kam eine schwerere Frage, die sie konnte und sie versuchte mit einigen Umwegen die Antwort zu geben. Keiner sagte: „Danke, sie sind durchgefallen.“ Alle hatten Geduld mit ihr und so konnte sie noch ein paar Fragen beantworten.
Endlich war sie raus. Endlich geschafft, dachte sie nur. Jetzt mussten alle noch warten, bis die letzten durch waren und dann gab es die Ergebnisse.
Mara dachte nur: „Ich habe doch sowieso nicht bestanden, das war so grausam, was ich da erzählt habe und geschrieben. Ich bin bestimmt durchgefallen.“
Eine Mitschülerin meinte, sie solle doch abwarten und ruhigbleiben.
Dann war es endlich soweit.
Die Ergebnisse waren da. Wieder wurde jeder einzeln rein gerufen. Sie war irgendwo am Ende mit dabei und musste sehr lange warten. 2 waren schon durchgefallen und es hieß es sollten 3 sein. Mara war fest der Überzeugung, dass sie die 3. ist. Und so schwanden die Hoffnungen, als sie rein gerufen wurde und immer noch jemand ausstand. Die Lehrer sagten ihr die schriftliche Note eine 4. Na gut. Ist noch nicht durchgefallen. Die zweite Note war eine 3 in der praktischen. Sie atmete einmal tief durch. Mündlich war so schlecht dachte sie. Der Lehrer sagte eine 4. Sie wäre am liebsten aufgestanden und hätte ihn umarmt, aber das tat sie nicht. Das, was sie am liebsten getan hätte wäre zu Roslind hinfahren, aber sie wusste, dass sie arbeitet, Sven war auch am Arbeiten. Also auch nicht zu ihm. Aber wem konnte sie es mitteilen?
Es fielen ihr ihre Eltern ein. Sie fuhr voller Freude nach Hause und rief ihre Mutter an. Als sie es hörte freute sie sich sehr. Sie fand es nur merkwürdig, dass sie von Gott und seinem Eingreifen sprach. Dass er ihr geholfen habe. „Naja“, sagte ihre Mutter, „Hauptsache du hast es geschafft.“
Das Telefonat war nicht lang und Mara war alleine Zuhause mit ihrer Freude. Komischerweise fing sie an Gott zu danken für seine Hilfe, was ihr irgendwie merkwürdig vorkam aber sie fand es richtig, denn er schien ja etwas bewirkt zu haben.


Mara’s Feier mit Freunden
Mara wartete nicht bis Roslind Feierabend hatte, sondern ging erstmal Einkaufen und dann wollte sie Roslind und Sven abholen.
Sie wusste, wann Roslind Feierabend hatte und sie ging in den Laden rein. Roslind: „Oh, Mara, was machst du hier?“
Mara: „Dich zu meiner Feier abholen, denn ich habe bestanden, zwar mit keinen guten Noten, aber bestanden und das wollte ich mit dir und Sven feiern, denn ihr habt mir am Meisten geholfen. Ich hoffe du hast Zeit.“
Roslind: „Wenn du ein wenig wartest, dann können wir zusammen losgehen, ich muss nur meinen Mann anrufen, dann können wir los.“
Roslinds Telefonat dauerte nicht lange und sie waren beide vor dem Laden. Jetzt mussten sie nur zusehen, wie sie Sven erreichten. Mara sagte: „Am einfachsten ist es in seiner Wohnung zu schaun ob er da ist, meist fährt er nach der Arbeit nach Hause.“
Roslind: „Hast du seine Telefonnummer, dann ruf ihn doch mal an? Oder geht das nicht, wenn er arbeitet?“
Mara: „Oh, ja, dass kann ich auch machen, daran habe ich gar nicht gedacht denn ich war so mit dem Vorbereiten beschäftigt. Ich werde ihn gleich anrufen.“
Auch dieses Telefonat dauerte auch nicht lange und Mara sagte zu Roslind, dass er zu Hause ist und dass sie dort hinfahren könnten.
Somit machten die Beiden sich auf den Weg zu Svens Wohnung. Als sie dort ankamen sah alles noch so dunkel aus. Mara meinte nur, vielleicht ist er in dem hinteren Zimmer. Also klingelten sie. Der Summer öffnete ihnen die Tür und sie gingen nach oben. Als sie an der Wohnungstür ankamen öffnete ihnen Sven gleich und als sie eintraten sahen sie, dass er schon etwas vorbereitet hatte.
Sven: „Ich habe mir schon gedacht, dass du es schaffst und hatte deshalb schon eine Kleinigkeit besorgt. Lasst uns anstoßen.“ Jeder bekam ein Glas mit Früchtebowle in die Hand gedrückt und Sven sagte: „Ohne Alkohol, muss nicht sein, Fruchtbowle schmeckt auch so.“
Sie prosteten sich zu und setzten sich.
Mara fing an zu erzählen, wie die Prüfungen gelaufen sind und dass sie nicht damit gerechnet hatte sie zu bestehen. Sie redeten eine Weile und dann machte Sven den Vorschlag einen Film anzuschauen, was die anderen Beiden auch gut fanden. Mit dem Film ließen sie den Abend ausklingen und Roslind brachte Mara noch nach Hause.
Mara: „Danke, für deine Hilfe. Ohne dich hätte ich es nicht geschafft.“
Roslind: „Wenn ich helfen kann gern, aber das meiste hat Gott gemacht, aber ich denke, dass weißt du auch.“
Mara: „Ja, aber ohne dich wäre das alles nicht so gekommen. Danke nochmal.“
Sie verabschiedeten sich und Roslind fuhr nach Hause.
Gerlindes Problem im Salon Klein
Gerlinde ging gut gelaunt wieder zur Arbeit. Heute hatte sie eine neue Kundin und sie wusste nicht, was sie erwartete. Naja, neue Kundinnen kannte sie ja schon, aber da hatte sie immer Hilfe, am meisten von Roslind, aber die war nicht da, sie hatte ein paar Tage Urlaub.
Etwas nervös, aber sich auf die Morgenstunde freuend fuhr sie zur Arbeit.
Als sie ankam merkte sie, dass eine merkwürdige Stimmung war.
Sie versuchte herauszubekommen, warum, aber alle schwiegen darüber. Sie merkte nur, dass Frau Klein und Susanne sich anschwiegen. Einige hatten es mitbekommen was los war, aber wollten nicht darüber reden, da sie nichts Falsches sagen wollten oder tratschen wollten. Man hatte das Gefühl, dass jeder darauf wartete, dass Frau Klein etwas sagte. Aber nichts kam.
Also gingen alle an ihre Arbeit, auch Gerlinde. Ihre Kundin kam und es ging alles soweit gut, doch dann brauchte sie doch ein wenig Hilfe und da Susanne neben ihr war fragte sie sie, was sie tun könnte.
Susanne gab nur eine patzige Antwort, „Überleg doch selbst einmal, du hast doch auch die Ausbildung gemacht.“
Gerlinde wunderte sich nur darüber, so eine Antwort hatte sie hier noch nicht bekommen. Sie ging zu Bernadette und fragte sie danach und sie half ihr. Sie sagte nur, „Susanne brauchst du nicht fragen, die hat Stress Zuhause und müsste ihre Arbeitszeiten verändern und das hat sie heute bei Frau Klein angesprochen. Das müssen die Beiden erst klären, dann geht es bestimmt wieder.“
Gerlinde: „Oh, was muss sie denn verändern?“
Bernadette: „Lass uns jetzt nicht darüber reden, lieber sollte dir Susanne das selber erzählen, damit ich dir nichts falsches erzähle. Sie hat Probleme genug und da braucht sie auch kein Getratsche.“
Gerlinde sagte nur: „OK.“, und ging an die Arbeit, da sie ja jetzt wusste, wie sie weiter machen konnte.
Als Gerlinde gehen wollte rief Frau Klein sie in ihr Büro und sagte: „Es tut mir leid, Gerlinde, aber wir müssen über die Arbeitszeiten nochmal reden, denn ganz so flexibel können wir es im Moment nicht gestalten. Susanne muss reduzieren und von daher müssen wir die Zeiten alle ein wenig umstellen. Überleg dir, wie du fest immer arbeiten kannst an welchen Tagen, damit wir es einplanen können bei der Umstellung.“ Gerlinde schaute sie erst verdutzt an, merkte aber dann, dass Frau Klein es ernst meint.
„Ich werde schaun, wann ich fest Arbeiten kann, da brauche ich etwas Zeit, reicht es, wenn ich am Montag bescheid gebe?“ sagte Gerlinde.
Frau Klein: „Ist in Ordnung. Ach, ich wollte dir noch sagen, dass ich mit deiner Arbeit zufrieden bin.“
Damit ging Gerlinde nach Hause. Es war ein merkwürdiger Arbeitstag. Irgendwie nicht so, wie sie es dort kannte, aber sie fand es gut dort zu arbeiten und deswegen wollte sie sich überlegen, wie sie dort weiter arbeiten kann.
Als Gerlinde nach Hause kam fiel ihr auf, mit wem kann ich jetzt eigentlich reden über das, was heute auf der Arbeit gewesen ist?
Sie überlegte, denn Roslind war im Urlaub. Sie wusste nicht, wen sie anrufen oder sprechen konnte. Ihre Freundinnen, denen konnte sie davon nichts erzählen.
Mara? Die müsste doch arbeiten sein? Oder doch nicht? Sie hatte ja jetzt die Prüfungen bestanden und hatte eventuell Urlaub oder?
Gerlinde überlegte, wie sie Mara erreichen konnte.
Sie rief Frau Klein an und fragte, ob sie ihr die Telefonnummer geben könnte.
Frau Klein sagte, dass sie erst Mara anruft und dann wieder Gerlinde.
Es dauerte nicht lange und dann rief Frau Klein zurück.
„Ich kann dir die Nummer geben. Sie ist auch zu Hause und wartet auf deinen Anruf.“
Gerlinde merkte, dass Frau Klein stutzte.
Gerlinde fragte: „Ist alles in Ordnung?“
Frau Klein: „Ja, du hast mich nur auf eine Idee gebracht, aber hier ist erst mal die Telefonnummer.“


Maras und Gerlindes Telefonat
„Hallo, Gerlinde, was ist los, dass du mich anrufst?“ fragte Mara.
Gerlinde: „Es war heute so merkwürdig auf der Arbeit und ich wollte mit jemandem reden. Roslind ist im Momet im Urlaub und mit meinen Freundinnen kann ich nicht reden, das hast du ja auch mitbekommen.“
Mara: „Ja, das habe ich. Was war denn?“
Gerlinde holte tief Luft und versuchte zu erklären was auf der Arbeit war: „Susanne war heute so merkwürdig zu mir und alle haben gemerkt, dass etwas ist bei Susanne und Frau Klein. Ich habe von Bernadette dann mitbekommen, dass Susanne Probleme hat wegen der Arbeitszeit, aber ich frage mich, was das mit mir zu tun hat.“
Mara: „Da kann ich dir ein wenig weiter helfen, denn Susanne war etwas baff, als sie von deiner Arbeitszeit gehört hatte, denn Frau Klein ist auf ihr Problem, wegen der Arbeitszeit nie so richtig eingegangen, weil sie es nicht musste. Ich hatte mal mitbekommen, wie Susanne dann wütend aus Frau Kleins Büro kam. Was hat denn Frau Klein zu dir gesagt?“
Gerlinde: „Ich solle mir überlegen, wann ich fest arbeiten kann.“
Mara: „Oh, ich dachte du hättest einen Vertrag, dass du flexibel arbeiten kannst?“
Gerlinde: „Ja, das schon, aber es steht auch drin, wenn es sich mit dem Betrieb vereinbaren lässt und das tut es im Moment nicht. Frau Klein hat mich schon ab und zu gefragt, ob ich nicht auch zu anderen Zeiten arbeiten kann, aber das ist etwas schwierig für mich. Wie sieht es bei dir jobmäßig denn aus? Was machst du im Moment?“
Mara: „Ich bin am überlegen, muss mich entscheiden und bewerben, aber bei den Zensuren ist das nicht so einfach. Die Meisten von uns haben bessere und deswegen bekommen sie auch eher einen Job, aber ich bin am Überlegen, wo ich mich bewerbe und dann kellner ich ja auch noch, dass muss ich dann unter einen Hut bringen. Das fiel mir schon in der Ausbildung nicht so einfach, aber ganz damit aufhören will ich auch nicht. Es macht eben Spaß, da wo ich arbeite und die Leute sind nett.“
Gerlinde: „Wenn du nicht Vollzeit arbeiten willst, vielleicht kannst du dann dich bei uns wieder bewerben, ich denke Frau Klein würde dich wieder einstellen.“
Mara: „Ich weiß nicht, ich bin da ja weggegangen wegen der Morgenstunde, aber die würde mich nicht mehr so stören, vielleicht sogar helfen. Aber ich weiß nicht was Frau Klein dazu sagt und ob sie mich wieder nehmen würde.“
Gerlinde: „Warum denn nicht, man nimmt doch lieber jemanden, den man kennt und weiß, dass derjenige mit reinpasst, als jemand Fremdes und bei uns hat sich noch niemand beworben soweit ich weiß. Soll ich Frau Klein mal fragen?“
Mara: „Ich schreibe dir morgen, ich muss darüber noch eine Nacht schlafen.“
Dann verabschiedeten sich die Beiden.


Am nächsten Tag im Salon
Gerlinde ging auch an diesem Tag zur Arbeit und Frau Klein kam gleich auf sie zu und fragte, wie es Mara geht, was sie jetzt wohl macht, da sie ja die Ausbildung beendet haben müsste.
Gerlinde erwiderte, dass sie es nicht genau weiß, aber auch ..“, sie brach ab, denn darüber sollte sie ja noch nicht reden.
Frau Klein: „Ich war schon am Überlegen, ob wir sie nicht ansprechen wollen, ob sie bei uns aushelfen könnte, zeitweise, da ich nicht weiß, ob sie überhaupt Vollzeit arbeiten möchte. Aber sie wird bestimmt schon eine Stelle haben, denn es gibt genug Stellen.“
Gerlinde sagte nicht viel dazu, denn sie wollte erst mit Frau Klein darüber reden, wenn sie das OK von Mara hatte. Sie hätte lieber gesagt, oh, Mara würde sich freuen, rufen sie sie einfach an.
Aber das machte sie nicht.
Susanne hatte sich heute Krank gemeldet und dadurch war viel los im Salon. Gerlinde musste deswegen etwas länger arbeiten, doch das passte Heute ausnahmsweise. Irgendwie fand sie es schön, heute mehr zu arbeiten, normal mit zu machen und ein Teil vom Team zu sein.
Neue Kundinnen hatte sie dadurch auch, aber es war nicht so schwierig.
Irgendwie verging die Zeit sehr schnell und als Gerlinde auf die Uhr schaute dachte sie, oh, so spät, ich muss langsam aufhören.
Sie ging zum Schluss nochmal zu Frau Klein und sagte: „Es hat mir heute sehr viel Spaß gemacht. Wir sollten wirklich über die Arbeitszeiten reden.“
Gerlinde schaute noch vorsichtshalber auf ihr Handy, ob sie eine Nachricht von Mara bekommen hatte. Leider nein.
Und somit fuhr sie fröhlich nach Hause.
Heute gab es keine Termine für sie mehr. Schade, dachte Gerlinde, ich hätte doch noch auf der Arbeit bleiben sollen, vielleicht beim nächsten Mal. Sie machte sich etwas zu essen warm und setze sich aufs Sofa. Jetzt wär ein Bad nicht schlecht, dachte sie und setzte den Gedanken in die Tat um.
Sie schaute noch mehrmals auf ihr Handy, ob Mara wenigstens geschrieben hätte, aber es war keine Nachricht von Mara. Schade, dachte Gerlinde, ich hätte mich gefreut, wenn Mara mit uns arbeiten würde.
Gerlinde stellte fest, dass ein Tag, an dem sie arbeitet schöner ist und nicht so langweilig ist. Und sie war zufrieden, dass sie diese Entscheidung getroffen hatte.


Maras Arbeitssuche
Endlich setzte sich Mara an ihren Schreibtisch und fing wieder Mal an Bewerbungen zu schreiben. Übung hatte sie genug darin, aber sie war es gewohnt Absagen zu bekommen, deswegen war es keine Aufgabe, die sie gern tat. Sie schaute sich die Stellenanzeigen im Internet an und überlegte, welche passen könnte. Die meisten Stellen waren Vollzeitstellen, kaum jemand suchte eine Teilzeitkraft und daher waren diese Stellen sehr begehrt.
Sie fragte sich, was sie tun könnte, um eine solche Stelle zu bekommen. Bei Frau Schmidt gab es diese Stelle nicht, zumindest wusste sie nichts darüber. Bei Frau Klein war keine Stelle ausgeschrieben, also gab es dort auch keine.
Und was nun?
Wenigstens versuchen, da wo es Teilzeitstellen gab.
Zwei oder drei Bewerbungen hatte sie fertig bekommen und sie wollte am nächsten Tag diese selber vorbeibringen, in der Hoffnung, dass es etwas helfen würde. Am nächsten Tag also los zum ersten Laden.
Sie kam recht früh an, sie waren noch dabei einiges zurecht zu stellen, bis die ersten Kunden kamen. Aber da merkte sie schon, hier möchte ich gar nicht arbeiten, die reden kaum miteinander, es ist irgendwie eine merkwürdige Stimmung hier. Also ging sie gleich wieder raus.
Im zweiten Laden war es schon besser, da traf sie eine Mitschülerin, die auch die Prüfung bestanden hatte. Sie freute sich sehr Mara zu sehen und ermutigte sie ihre Bewerbung abzugeben, was sie dann auch tat.
Im dritten Laden war die Chefin gleich da und fragte sie, was sie für sie tun könne. Mara gab ihre Bewerbung auch hier ab und redete gleich mit der Chefin und ging wieder fröhlich und hoffend, das es klappt, nach Hause.
Am nächsten Tag wieder das Gleiche, Zeitung und Internet durchstöbern, ob sie eine Teilzeitstelle finden könnte. Wieder waren zwei mit dabei, wieder Bewerbungen schreiben und wieder hinfahren und hoffen, dass es gute Läden sind. Der Eine sah schon von außen merkwürdig aus, deswegen hat sie dort die Bewerbung nicht abgegeben. Der Zweite war OK. Sie gab die Bewerbung ab und fuhr nach Hause.
Nächster Tag wieder nach Stellen schaun und wieder Bewerbungen schreiben…
Das tat sie mehrere Tage lang und wartete auf Antworten.
Langsam kam die erste, zweite und dritte Absage.
Immer wieder hoffte Mara, dass sie endlich eine Zusage bekommen würde.
Manchmal dachte sie über das nach, was Gerlinde gesagt hatte, aber diesen Gedanken schob Mara schnell wieder zur Seite, denn sie war sich da nicht sicher, ob sie dort überhaupt genommen wird.
Ihre Gedanken kreisten um den Laden von Frau Klein.
Will ich da wirklich arbeiten? Jeden Morgen eine Stunde früher da sein als in den anderen Läden?
Ich weiß, wie es mich genervt hat dieses Singen, dieses Beten.
Ich habe zwar erlebt, dass dieser Gott mir geholfen hat bei den Prüfungen, dass mir Roslind geholfen hat, aber ich weiß nicht, ob ich das aushalte.
Wieder ging der Blick in die Zeitung, wieder die gleichen Inserate.
Mara fuhr zum nächsten Laden hin, es stellte sich heraus, dass sie dort jemanden nur für bestimmte Dinge suchten und das wollte sie nicht.
Der nächste Laden war etwas weiter weg und so musste sie mit der Straßenbahn und dem Bus fahren, das gefiel ihr nicht so gut, denn sie war immer ½ Stunde deswegen unterwegs. Aber sie schaute sich den Laden doch an.
Sie waren nett und es schien so, als wenn es passen könnte.
Sie fuhr wieder nach Hause.
Immer wieder überlegte sie sich, was mache ich nur.
Nachdem sie immer wieder eine Absage nach der anderen bekam schob sie den Gedanken, bei Frau Klein zu arbeiten, nicht mehr so weit weg, denn sie musste an die Worte von Gerlinde denken, dass sie Probleme hatte mit den Arbeitszeiten und Susanne auch und das es schwierig ist das zusammen zu bekommen.
Mara sagte sich, vielleicht kann ich da doch anfangen, wenn sie jemanden brauchen, der flexibel arbeitet, ist das doch gut, das passt doch.
Die Entscheidung war nicht einfach und deswegen überlegte sie sich mit Sven zu reden.


Mara und Sven – die Bewerbung
Sie wusste, dass Sven abends spät immer noch wach war und so rief sie ihn an.
Hallo Sven, hast du Zeit zum reden, ich brauche mal ein wenig Hilfe.
Ja, komm gern noch vorbei, dann lässt es sich manchmal besser reden, morgen habe ich frei, also passt es.
Sie fuhr spät abends nicht so gern mit dem Fahrrad durch Hamburg, aber diesmal machte sie eine Ausnahme. Ihr war es sehr wichtig und sie kam auch gut durch.
Sie wusste, wegen der Miete und dem Allen, musste sie bald einen Job haben, denn der andere Job warf nicht so viel ab. Also musste sie sich auch zügig bewerben.
Bei Sven angekommen klingelte sie und wartete kurz. Die Tür öffnete sich schnell und sie ging hinein. Sven hatte Besuch von einem Freund, das kam Mara sehr ungelegen und sie wollte gerade gehen.
Sven sagte: „Das ist Michael, ein alter Schulfreund, wir können in Ruhe hier reden und er geht solange in die Küche.“
Mara wusste, da sie ja auch hier kurz gewohnt hatte, das man in der Küche so einiges verstehen konnte, was geredet wurde, wenn man genau hinhörte. Aber was sollte sie machen, sie war jetzt da und wollte auch wegen dem Job mit Sven sprechen.
Michael ging in die Küche und sie hörte, dass er sich Musik anmachte, da war sie beruhigt.
„Na dann leg los, ich hoffe ich kann dir helfen“, sagte Sven.
„Du weißt, dass ich meine Ausbildung jetzt beendet habe und nun muss ich mir einen Job suchen. Das ist nicht so einfach und ich bin immer wieder am Überlegen, ob ich mich bei Frau Klein im Laden bewerben soll. Ich habe nur meine Probleme mit der Zeit morgens und ich denke nicht, dass die einfach so verschwunden sind. Ich habe zwar gemerkt, dass es diesen Gott gibt, aber ich weiß nicht, ob ich da alles so mitmachen möchte, denn es ist schon eine Herausforderung für mich.“
Sven antwortete nicht gleich, sondern ließ Mara eine kurze Pause.
„Ich habe mich auch schon in anderen Läden beworben, aber der Eine liegt so weit außerhalb von Hamburg, dass ich sehr lange unterwegs bin und die anderen suchen immer jemanden, der bestimmte Arbeiten macht.
Bei Frau Klein brauche ich nur 10 Minuten mit dem Fahrrad. Die Leute in den anderen Läden sind auch nett, aber nett beim Vorstellungsgespräch und nett miteinander arbeiten sind 2 Paar Schuhe. Ich weiß halt nicht. Immer wieder, wenn ich mich nach einer anderen Stelle umschaue vergleiche ich es immer mit denen bei Frau Klein und dann denke ich, nein, die sind nicht so nett. Ich weiß nicht, warum das immer passiert.
Roslind ist halt sehr nett und sie ist mir schon eine Freundin geworden und deswegen würde ich dort gern arbeiten, aber dann denke ich, hocken wir dann nicht zu dicht aufeinander? Ist das nicht zu viel?
Und dann noch die Morgenstunde. Einen Vertrag mit Teilzeit würde ich bekommen, dass mir entgegenkommt, denn meinen anderen Job will ich erst mal weiter machen, das macht mir auch Spaß und ich weiß, dass Frau Klein da Rücksicht drauf nimmt.
Ach, es ist nicht so einfach. Und ich habe gedacht, du kannst mir helfen.“
Sven sagte erst nichts, dann machte er Mara den Vorschlag eine Liste zu machen, die zeigt, was ihr an Frau Kleins Laden gefällt und was nicht.
Mara: „Meinst du das bringt was? Ich bin ja immer schon am überlegen was mir gefällt und was nicht, deswegen ist es so schwer.“
Sven holte einen Block zum Schreiben heraus und sagte nur: „Jetzt erzähl mir die guten Seiten bei Frau Klein.“
Mara begann und zählte dies und das auf. Wie freundlich sie waren und dass sie versuchen vieles zu klären miteinander….. Sven hatte das Gefühl, sie hörte gar nicht mehr auf. Er sagte zwischendurch: nicht so schnell, Steno kann ich nicht. Und so füllten sie die positiv Seite aus.
Als sie damit fertig waren nahm Sven den nächsten Zettel und sie schrieben das nicht so Gute auf, wie er es nannte. Auch dieser Zettel dauerte eine Weile und es waren auch hier einige Punkte.
Jetzt dachte Mara, wir sind jetzt fertig und reden darüber.
Sven sagte: „So, jetzt kommen wir zu einem anderen Laden, den du noch nicht gefunden hast, aber den du suchst.“
Beides wieder, die positiven und die nicht so guten Seiten stellten sie zusammen.
Danach meinte Sven: „Jetzt können wir sie miteinander vergleichen und schaun, was besser sein könnte und was gut ist, lass uns einfach mal schaun, wie dein Traumjob mit dem bei Frau Klein übereinstimmt und wo nicht.“
Sie saßen eine ganze Weile daran und schauten und verglichen, es dauerte und Michael sagte: „Ich gehe jetzt ins Bett, macht ihr in Ruhe weiter.“
Beide schauten ihn erstaunt an, doch als sie auf die Uhr sahen, merkten sie, wie spät es schon war.
Aber sie machten weiter. Doch Mara störte immer dieser Morgentreff.
Alles andere war OK, aber dieser Morgentreff.
Sven sagte zum Schluss zu Mara: „Du weißt, das dieser Morgentreff gar nicht so schlimm ist und dass ihr auch miteinander redet und nicht nur betet, sondern auch Lieder singt. Du kannst es nur herausfinden, wenn du es ausprobierst und jetzt bist du nicht mehr so müde morgens, vielleicht geht es dadurch.“
Mara sagte nur: „Danke, für deine Hilfe, aber ich mag den Morgentreff nicht. Und dann fuhr sie früh am Morgen nach Hause.“
Zuhause angekommen legte sie sich erst mal schlafen, doch auch im Schlaf gingen ihre Gedanken immer wieder zum Morgentreff. Irgendwie ließ ihr das keine Ruhe.
So stand sie dann auch bald wieder auf und wieder waren die Gedanken bei dem, was mache ich?
Sie hatte die Zettel von Sven vergessen gehabt, weil sie gedacht hatte, ich will sowieso nicht bei Frau Klein anfangen, also brauch ich sie nicht. Doch jetzt? Jetzt fehlten ihr diese Aufzeichnungen und sie wollte gerade zu Sven fahren. Doch da fiel ihr ein, dass Sven sagte, dass er mit Michael unterwegs ist Hamburg besichtigen, Dinge, die man normalerweise nicht sieht.
Also blieb ihr nichts andres übrig, als entweder die Gedanken wieder auf zu schreiben oder zu warten bis Sven wieder Zuhause ist. Beides dauerte ihr zu lange. Die einzige, mit der sie noch darüber reden konnte war Roslind, und die ist ihr zu parteiisch, dachte sie immer wieder.

Ab Heute 20.11.2023 werde ich diese Geschichte nach und nach veröffentlichen.
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Ich hoffe dir gefällt die 2. Geschichte. Schreib mir gern dazu.
